White Tiger – Teil 2

Ich fuehle mich momentan gerade ueberhaupt nicht nach Blog schreiben, doch nach einigen erholsamen Tagen in Maun am suedlichen Ende des Okavango Deltas fuehle ich mich verpflichtet, die bisherigen Geschehnisse festzuhalten.

Der letzte Eintrag endet mit unserer Fahrt nach Walvis Bay. Die Fahrt dorthin fuehrte durch karge Wueste ohne eine einzige Pflanze. Die Sandkoerner glaenzten im hellen Licht der Mittagssonne. Das Quecksilber hat die geschaetzte 40 Grad Grenze bei weitem ueberschritten. Doch je mehr wir uns dem Ozean naeherten, kam eine erfrischende Kuehle dazu. Schon von Weitem sahen wir den Grund dafuer; ein dichter Nebel huellt den gesamten Kuestenstreifen in ein gespenstiges Grau. Auf den letzten 5 Kilometern kuehlte es um mindestens 20 Grad ab und die heisse Wuestenluft verwandelte sich in ein von Zuhause gut bekanntes Grau in Grau. Die Hafenstadt Walvis Bay ueberzeugte uns nicht wirklich und so sind wir ohne Pause direkt auf die vorgelagerte Halbinsel namens Pelican Point gefahren. Ein Einheimischer sagte jedoch, dass wir aufpassen muessen, um nicht im dichten Sand stecken zu bleiben. Tatsaechlich fuehrte eine feste Strasse an einer Saline vorbei und ab dem Abzweiger zum Pelican Point gab es nur noch Fahrrinnen im tiefen Sand. Ich habe sogleich in den Allradmodus gewechselt und wir meisterten die 20km einigermassen problemlos. Ein schwarz-weisser Leuchturm thronte ueber der Sandbank und zeigte uns das Ende der Strecke an. Um nicht im tiefen Sand stecken zu bleiben, fuhren wir gleich in die Auffahrt einer luxurioes anmutenden Lodge, doch diese lag einige Meter erhoeht und in dieser kaum merklichen Steigung nuetzte alles kuppeln und schalten nichts mehr; wir haben uns eingebuddelt. Nach einigen Versuchen kamen auch gleich die Koeche in Arbeitskleidung angerannt und haben uns mit purer Muskelkraft geholfen uns zu befreien. In einem etwas verdichterten Stueck blieb ich stehen und erstmals konnten wir die Umgebung auf uns wirken lassen. Auf der Meerseite tummelten sich Robben im Wasser und surften sogar in den Wellen. Die lustigen Tiere sind aus dem Wasser gesprungen und haben sich ueberschlagen. Ein wenig weiter sahen wir dann riesige Robbenkolonien und das Spektakel nahm seinen Lauf, als wir uns einer Kolonie von etwa 800 Tieren naeherten. Die traege Masse verschob sich langsam aber laut quitschend ins Wasser, wo sie fuer ein riesiges Gewusel sorgten. Um nicht noch weitere Tiere zu stoeren, beschlossen wir an den stinkenden Kadavern vorbei zurueck zum Auto zu marschieren. Noch immer den Gestank der verendeten Robben in der Nase rochen wir unser ebenfalls nach durchgebrannter Kupplung stinkendes Auto von weitem. Vorbei an einbeinig im Wasser stehenden und nach Krebschen fischenden Flamingos ging es in die Stadt zurueck, wo sich Kathi nach dem Verlust ihrer Kamera auf den Duenen des Sossusvleis eine neue kaufte.

Etwa eine halbe Autostunde noerdlich von Walvis Bay gelegen, liegt die “deutsche” Stadt Swakopmund. Deutsch insofern, dass die Haeuser massgeblich von der deutschen Architektur gepraegt sind und ein Grossteil der Einwohner noch immer deutscher Abstammung ist oder zumindest Deutsch sprechen. Wir haben uns nach Tagen des Bush-Campens endlich mal auf einen Campingplatz gestellt und die Chance genutzt um Waesche zu waschen und unseren Freunden zu Hause via Internet ein Update geben zu koennen. Kathi und ich haben am fruehen Abend noch ein wenig die Stadt erkundet und haben uns ein leckeres Abendessen in einem Restaurant am Strand bestellt. Erstmals seit Beginn der Reise hatten wir eine Auseinandersetzung, welche wir aber am naechsten Tag mit einem klaerenden Gespraech entschaerfen konnten. Am darauffolgenden Morgen haben wir den Welwitschia Drive in Angriff genommen. Der Name stammt von der Welwitschia Pflanze, welche mehrere hundert Jahre alt werden kann und deren zwei sich am Boden windenden Blaetter einen Durchmesser von mehr als zwei Meter erreichen koennen. Eine weitere Attraktion war die Moonlandscape, von der man sagt, dass die Amerikaner an genau jenem Ort die Mondlandung im Jahre 1969 gefilmt haetten. Die Moonlandscape ist ein flacher Canyon von mehreren Kilometer Ausdehnung. Wir sind dann nochmals in die Stadt gefahren um etwas zu essen und einen Kaffee zu trinken und am spaeten Nachmittag weiter Richtung Norden gefahren, wo wir uns direkt am Strand neben einem Wrack fuer die Nacht eingerichtet haben.

Beim Fruehstueck wurden wir auf einen Wal aufmerksam, der dicht entlang der Kueste direkt vor unserem Schlafplatz vorbeigezogen ist. Nach diesem wundervollen Start in den Tag sind wir weiter in den Norden nach Henties Bay gefahren um noch einige Einkaeufe zu taetigen und unser Auto vollzutanken. Wir haben das Spiel der Marine beim Aussteigen aus einem Bus gesehen und wollten natuerlich wissen, was der Anlass dafuer ist. Gleich wurden wir von einem Organisator der Parade informiert, dass Henties Bay den Tag der 25-jaehrigen Unabhaengigkeit von Deutschland feierte und wir wurden mit Tshirts, Fahnen und Schirmmuetzen eingedeckt. Anna und Kathi haben noch einen Kaffee getrunken und so kam es, dass ich als einziger Weisser bei der Parade durch die Stadt mitgelaufen bin. Begleitet durch die Marschmusik der Kapelle bin ich tanzend mit einem Maedchen, welches Gefallen an mir gefunden hatte, an den Schaulustigen vorbeigelaufen und wir haben uns nach etwa 20 Minuten im oertlichen Sportstadium eingefunden. Da gab es einige Feierlichkeiten, welchen wir beiwohnten bevor wir uns dann weiter auf den Weg nach Spitzkoppe gemacht haben. Vom Meer abgewandt fuhren wir durch Trockensavanne zu dem Bergmassiv, welches sich mitten im Nichts 700m aus dem Grund erhebt. Nach einer kurzen Beratung haben wir beschlossen, uns fuer eine Nacht im Camping am Fusse der Berge niederzulassen. Wir sind ein wenig umherspatziert, haben Fotos in der imposanten Steinbruecke gemacht und uns in den Rock Pools vergnuegt. Im Allgemeinen genossen wir die Ruhe und Kraft der uns umgebenden Bergspitzen und sassen Abends noch lange zusammen am Lagerfeuer.

Die Spitzkoppe sind nebst dem imposanten aus dem Nichts ragenden Berge auch fuer die Hoehlenmalereien der San bekannt. Wir konnten am naechsten Tag fuer wenig Geld einen Guide anheuern und durften somit auch die Malereien bewundern. Trotz des geschaetzten Alters von mehr als 4000 Jahren war die aus Blut, Faekalien und Pflanzensaeften hergestellte Farbe noch deutlich erkennbar und wir konnten das Nashorn, den Elefanten, den Strauss und einige weitere Tiere problemlos identifizieren. Jedes dieser Tiere hat eine Bedeutung, das Nashorn zum Beispiel zeigt in Richtung der Rock Pool, also deutet auf eine Wasserquelle hin. Nach einer erfrischenden Dusche fuhren wir weiter landeinwaerts richtung Twyfelsfontain. Erstmals wurde die Vegetation etwas ueppiger, das Gruen der Akazien leuchtete inmitten des schimmernden Grases in der roten Erde. Am Strassenrand sahen wir nebst lokalen Hererofrauen, welche Puppen und Koerbe verkauften, einen Autofahrer mit Panne, welchen wir mit Wasser, einigen Aepfeln und etwas Geld versorgten. Als wir etwas spaeter einen weiteren Typen mit Panne entdeckten wurden wir langsam misstrauischer, beim Dritten wurde uns dann endlich bewusst, dass wir abgezockt wurden. Der Tag war schon weit fortgeschritten, als wir in Twyfelsfontain angekommen sind. Nach einem kurzen Halt in der Lodge, aus der das gesamte “Dorf” besteht, fuhren wir weiter zum verbrannten Berg. Die regulaere Schotterpiste endet hier und ein ausgewiesener 4×4 Track fuehrte etwas weiter in die wieder karge Landschaft hinein. In der Annahme, dass nicht viele Leute diesen Weg fahren wuerden, sind wir einige Meter reingefahren und haben uns in einer Ebene hingestellt um Abendessen zu kochen. Spaeter in der Nacht haben wir uns nach etwas Wein und Schnapps auf das Dach des Autos gestellt und unter leuchtenden Sternen zu der lauten Musik aus dem Radio getanzt. Es war ein traumhaftes Ende eines langen und ermuedenden Tages.

Mittlerweile wurde unser Tagesrhytmus von der Sonne bestimmt und wir sind kurz vor Sonnenaufgang aufgewacht. Nach einem kurzen Fruehstuck haben wir nochmals den verbrannten Berg besucht und sind dann weiter zum Huab River gefahren. Mein Vater gab mir den Tipp, dass im Flussbett Elefanten leben und wir wollten diese um jeden Preis sehen. Leider hatten wir kein Bargeld mehr bei uns und so sind wir ohne Guide auf gut Glueck in den ausgetrockneten Flusslauf reingefahren. Wir hatten Glueck! Nach etwa 5 Kilometern sahen wir ein Safari Auto und die besagten Elefanten. Es waren bestimmt ueber 25 Tiere da inklusive Jungen. Wir konnten uns bis auf etwa 15 Meter an die gemaechlichen Tiere annaehern und haben die Riesen lange beobachtet. Es ist ein faszinierendes aber zugleich auch beaengstigendes Gefuehl, von den groessten Landsaeugetieren mitten in der Wildnis umgeben zu sein. Voellig ueberwaeltigt von dem Gesehenen sind wir dann weiter durch ein von Tafelbergen gepraegtes Gebirge gefahren. Kurz vor Sesfontain hatten wir dann in Warmquelle einen weiteren Platten, welchen wir trotz der sengenden Mittagshitze im Nu reparieren konnten. Im Fort Sesfontain konnten wir unseren Wasserkanister auffuellen und sind noch etwas weiter in die Berge gefahren. Es war relativ schwierig, einen Rastplatz zu finden. Nach einiger Zeit haben wir dann ein Plaetzchen in einem Tal gefunden und das Abendessen zubereitet. Schon beim Essen trampelten Kuehe keine 10 Meter an uns vorbei und die ganze Nacht war das Trotten und Muhen der Kuehe zu hoeren.

An dieser Stelle moechte ich den Leser beruhigen, ich werde nur noch einen weiteren Tag beschreiben bevor ich fuer heute Schluss mache.

Beim Fruehstueck habe ich einen Riss in der Seitenwand des Pneus bemerkt, welcher wohl von einem Stein kommen musste. Wir beschlossen, nicht mehr allzuweit auf diesem Reifen zu fahren, welcher im Falle einer Explosion ein betraechtliches Sicherheitsrisiko darstellte. Die Gegend rund um Opuwo und dem Kaokoveld wurde zunehmend belebter. Ueberall in den Bueschen wohnten Menschen in kleinen Lehm- und Holzhaeusern und neben der Strasse trieben Bauern die Kuh- und Ziegenherden voran. Als uns eine Gruppe von 4 Jungs auf Esel geritten entgegenkamen und uns nach Wasser fragten, haben wir die Gelegenheit gepackt und einen kleinen Ritt auf dem gesattelten Esel unternommen. Im Gegenzug fuer das gespendete Wasser gaben sie uns eine Flasche ziemlich saeuerlicher Milch. In den Doerfern sahen wir die bekannten barbusigen Himbafrauen und zwei junge Maedchen haben uns nach Kleidung gefragt. In Opuwo konnten wir dann einen neuen Reifen aufziehen und uns nochmals mit Lebensmitteln und Benzin eindecken. Wir sind dann weiter zu den Epupa Falls an der Grenze zu Angola gefahren und haben dort mit den oertlichen Kindern gebadet. Anna hatte sich die Haare im afrikanischen Stil flechten lassen, waehrend ich mich mit einem Bier in der Hand in den Pools erfrischt habe. Die Epupa Falls, so sagt man, seien der kleine Bruder der Victoria Falls und nach einem kurzen Spaziergang eroeffnete sich uns die gesamte Pracht der Wasserfaelle. Ueber einen Kilometer in der Breite stuerzt sich das Wasser in vielen kleinen Baechen etwa 15 Meter in die Schlucht. Wir sind etwas weiter Flussaufwaerts gefahren und haben uns am Ufer des reissenden Flusses unter riesigen Palmen niedergelassen. Einige Meter neben uns war ein kleines Camp von Strassenbauern, welche uns ueber das dort lebende Krokodil unterrichtet haben. Wir genossen einen wundervollen Abend bei Kerzenschein und Lagerfeuer, natuerlich immer auf der Hut vor dem Krokodil. An diesem Abend beschlossen wir, noch einen weiteren Tag an diesem magischen Ort zu bleiben.

Ich finde, das reicht jetzt erst Mal wieder und ich moechte noch einen kurzen Ausblick auf den naechsten Bericht geben. Nach dem Besuch eines Himbadorfes sind wir weiter durch den Artenreichen Etosha National Park gefahren und durch den Caprivizipfel nach Botswana eingereist. Von Kasane aus haben wir die maechtigen Victoria Falls besucht und sind weiter durch den Chobe NP nach Maun gefahren, wo ich momentan bin. Ich werde aber heute Anna und Kathi verlassen und reise mit zwei Israelis im Konvoi durch die endlosen Salzpfannen des Makgadikgadi NP bevor ich die Central Kalahari Wueste durchquere. Bilder gibts leider nur wenige hier, auf meiner Facebookseite versuche ich jedoch immer die Besten hochzuladen. Vielen Dank fuers Lesen, bis zum naechsten Mal.

 

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Epupa FallsDSC09485

HimbaDSC09305

SpitzkoppeDSC09390

Huab River ElefantenDSC09268Feier in Henties Baz