Govi – Off the beaten track

Als wir in UB ins Reisebüro der AeroMongolia liefen, mit dem Plan, einen Flug ins Altai Gebirge im Westen des Landes zu buchen, wussten wir noch nicht, dass ich diesen Blogeintrag vor dem Flughafen in Dalanzadgad unter einem improvisierten Sonnendach schreiben würde. Aufgrund des nationalen Volksfests Nadaam, welches jährlich vom 11. – 13.07 im ganzen Land, aber hauptsächlich um die Hauptstadt herum, stattfindet, waren sämtliche Flüge ausgebucht. Wir haben uns dann kurzum entschlossen, in das Städchen Dalanzadgad etwa 500km südlich von UB zu fliegen, welches als Ausgangspunkt für die meisten Touren in die Gobi Wüste dient.

Mit uns kam ein Pärchen, Samia und Laurent aus Lausanne, welche im Hostel von unseren Plänen erfahren und gleich darauf den selben Flug gebucht haben.

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Fokker 50

In DLZ angekommen, hatten wir erstmals keine Ahnung wie es weitergehen sollte. Auf dem verschlafenen Flughafen wo maximal ein Flieger am Tag landet (es ist der zweitgrösste Flughafen der Mongolei!), warten keine Taxis auf gestrandete Individualtouristen. Nach ein bisschen Rumfragen haben wir dann einen Mitarbeiter von AeroMongolia organisiert, welcher uns zu diversen Hotels gefahren hatte. Die meisten waren aber entweder zu teuer, “ausgebucht” oder existierten schlicht nicht mehr. Unser Taxifahrer kam nach etwa 5 Hotels auf die Idee, dass wir in seinem sich im Bau befindenden Zweithaus übernachten könnten. Diese Einladung nahmen wir dann auch dankend an und haben uns in dem spärlich eingerichteten Haus in einem Ger District der Stadt einquartiert. Über 7 Ecken und mit Hilfe unserer Mongolischlehrerin aus UB, welche als Übersetzerin diente, konnte uns der Taxifahrer auch gleich einen brandneuen Jeep Grand Cherokee mit Fahrer organisieren. Nach dem Zusammentreffen und organisieren der Route noch am selben Tag, ging für uns die Reise in die Gobi (Halb-)Wüste los.

Trotz Sprachbarriere konnten wir uns schlussendlich einigen

Trotz Sprachbarriere konnten wir uns schlussendlich einigen

Wir fuhren am ersten Tag nach Yolin Am. In einer Schlucht findet sich auch noch im Hochsommer eine meterdicke Eisschicht, welche erst gegen Anfang des Herbstes vollständig schmilzt. Die Eisdicke kann nach dem Winter gut 10 Meter betragen und der kleine Bach frisst sich seinen Weg unterirdisch durch. An einigen Stellen war das Eis bei unserem Besuch noch gute 3 Meter dick und wir konnten sogar in die wunderschön geformten Tunnels reinkriechen.

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Yolin Am

Danach gings weiter durch die enge Schlucht Dugany Am. Der Jeep wäre zum Teil nur wegen wenigen Zentimetern an den schroffen Felsen angekommen, doch unser Fahrer Haitu hat uns souverän durchgebracht. Am hinteren Ausgang der Schlucht fuhr er einen Hügel hoch und wir bezogen unser erstes Nachtlager. Gemäss dem Reiseführer sollten wir da auch die Ruinen eines Klosters vorfinden, doch bis auf eine kleine Stupa sahen wir nichts. Bei einem Spaziergang nach dem von unserer Spitzenköchin Katharina mongolisch zubereiteten Abendessen auf einen der zahlreichen uns umgebenden Hügel sahen wir dann das ganze Kloster, oder besser die Grundrisse davon. Denn die Mauern waren, wie so viele, während der Sovjetzeit niedergerissen worden. Auf jeden Fall war da früher eine kleine Stadt, der Grösse nach zu urteilen.

Bis auf die Grundmauern abgerissen

Bis auf die Grundmauern abgerissen

Schlafplatz bei Dugany Am

Schlafplatz bei Dugany Am

Am nächsten Morgen ging unsere Reise durch karge und steinige Steppenlandschaft weiter. Hie und da war ein Ger, eine Gruppe Kamele oder eine Schafherde zu beobachten und wenn man genau hinschaute, konnte man auch einige Adler oder Falken oder Geier (bin leider kein Vogelexperte, aber all diese Tiere sind heimisch hier) getarnt zwischen den Steinen ausfindig machen.

Nach gut 5 Stunden Fahrt und einem Radwechsel unter der sengenden Mittagssonne kamen wir zu unserem nächsten Ziel, Khongorin Els. Die Sanddünen ziehen sich von West nach Ost über 130Km mit einer Breite von bis zu 12Km und ragen bis zu 300m über den Wüstenboden.

Radwechsel

Radwechsel

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Khongorin Els

Wir haben direkt am Fuss der höchsten Düne bei einem kleinen See Platz bezogen und die Zelte aufgestellt. Gegen den Abend sind wir dann etwa 40 Minuten hochgekraxelt, teils unter Mühe, teils mit der Leichtfüssigkeit einer Gazelle. Der Ausblick, den ich vor dem letzten Meter schon über die Kuppe hatte, war so atemberaubend, dass ich fast wieder rücklings runterfiel. Auf dem höchsten Punkt der Dünenkette blickten wir auf die silbrig schimmernden, sichelförmigen Berge und Täler unter uns. Ich hatte trotz meiner Zeit in der Wüste Ägyptens noch nie so etwas gesehen. Weisse Sanddünen in der Mongolei, schöner als in der Sahara oder der Namib Wüste, wer hätte das gedacht?!?
Wir genossen diese Sicht eine Ewigkeit auf dem schmalen Grat bevor wir den steilen Hang in wenigen Minuten heruntersprangen. Nach dieser sandigen Angelegenheit brauchte ich ein Bad in dem “wenig anmächeligen” Wasser des kleinen Tümpels.

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Abends haben wir ein wenig Holz von den Bonsai-artigen Sauxalbäumen zusammengetragen und ein kleines Feuer gemacht. Das Holz hat fast so einen hohen Brennwert wie Kohle und ein kleiner Ast brennt für Stunden. Katharina und ich haben diesen Umstand ausgenutzt und ohne Zelt unter dem sternenklaren Nachthimmel und neben dem die ganze Nacht hindurch  flackernden Feuer geschlafen.

Am Feuer schlafen

Am Feuer schlafen

Spätmorgens ging die Fahrt weiter. Wir fuhren durch eine unwirklich scheinende, aus blauen, roten, türkisen und grünen Hügeln bestehende Landschaft gegen Nordwesten. In dieser Gegend der Mongolei findet sich ein riesiges Vorkommen an Bodenschätzen und die sich momentan im Aufbau befindende Mine Oyu Tolgoi (Türkiser Hügel) wird nach der Fertigstellung 2018 die grösste Kupfermine der Welt sein. Es wird eine künstliche Stadt für die Minenarbeiter geschaffen, welche einst das Zuhause von rund 30’000 Arbeitern sein wird.
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Doch ob uns der nur mongolisch sprechende Haitu diese wunderschöne Landschaft einfach nur zeigen wollte, oder sich tatsächlich verfahren hatte, wissen wir nicht. Auf jeden Fall ging es auf gleichem Weg wieder etwa 1.5h zurück. Noch am frühen Nachmittag begann es auf einen Schlag zu dämmern und ein Blick durch die Heckscheibe verriet uns auch den Grund dafür: Wir wurden von einem massiven Sandsturm gejagt! Bald hatte er uns auch eingeholt und wir wurden von einem schummrigen braunen Licht bis in die Stadt Bulgan begleitet. Dort versuchten wir den kaputten Reifen wieder zu flicken, doch irgendwie fanden wir uns dann plötzlich mit aufgestelltem Zelt im Garten des Mechanikers wieder und verbrachten dort eine regnerische Nacht.

Nachdem der Reifen am späten Morgen repariert war, fuhren wir weiter gegen Westen. Ich dachte schon, dass unser nächstes Ziel im Nordosten liegen muss, und tatsächlich fanden wir uns nach weiteren zwei Stunden Fahrt wieder in Bulgan vor. Doch dieses Mal war es wahrscheinlich gewollt, denn am Wendepunkt ragte inmitten des Nichts eine einzige kleine Sanddüne empor.

Frisches Quellwasser und endlich mal wieder abspülen

Frisches Quellwasser und endlich mal wieder abspülen

Die Fahrt ging nach einem Mittagsstopp an der lokalen Quelle weiter nach Bayanzag wo die Flaming Cliffs auf uns warteten. Die von Wind und Wasser geformten Klippen erhielten ihren Namen durch den braunroten Sandstein, der abends von der Sonne in ein feuriges Rot getaucht wird. Wir verbrachten einige Zeit mit Klettern und Fotos schiessen, bevor wir unser Lager nur unweit der Klippen neben einem Ger aufgestellt haben. Die Wolken machten uns fast einen Strich durch die Rechnung, doch gerade zum Sonnenuntergang gab es eine Lücke im Himmel und wir konnten das Spektakel fasziniert verfolgen.

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Flaming Cliffs

Flaming Cliffs

Eigentlich wollte der Fahrer nach den 5 Tagen via den kleineren Sanddünen Molzog Els zurück nach DLZ, doch wir haben noch einen Tag verlängert und nach dem Besuch der Dünen und einer Pferdemilchfarm sind wir zu Haitus Verwandten gefahren und haben dort noch einmal genächtigt.

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Heute sind wir dann zurück in die Stadt gefahren und wurden nach einem kleinen Missverständnis des weiteren Vorgehens wegen gleich neben dem Flughafen abgeladen. Wir haben gerade unser Zelt als Sonnenschutz über den Köpfen gespannt und die instabile Konstruktion hält dem stetigen Wind erstaunlich gut Stand. Wir warten hier auf den Flieger, der uns morgen früh zurück nach UB bringt. Danach werden wir nochmals aufs Land zu Saraa fahren, um mit den Mongolen einen weiteren Mini-Nadaam zu feiern. Und am 12.07. um 09.40 Uhr geht unser Flieger via Moskau zurück nach Zürich wo unsere 8 wöchige Reise endet.

Karte

Route unserer Gobi Rundfahrt

Fotos gibts hier:

https://www.flickr.com/photos/126652876@N08/

Hier noch einige wichtige Ereignisse, Erfahrungen, Momente oder was sonst keinen Platz gefunden hat im Blog:

– Natel verloren in Moskau schon am 3. Tag
– Sind in einem der meistfotografierten Brunnen nach einer Partynacht in der Morgendämmerung auf die Pferde geklettert.
– Konnten nirgends Postkarten kaufen
– Gefrorenes Bier im Speisewagen der Transsib von Moskau nach Irkutsk
– Haus in Rauch gehüllt beim ersten Versuch einzufeuern
– Schottischer Whiskey getrunken und Pfeife geraucht am Baikalsee
– Haben Nikita von Nikitas Homestay als einzige dank der ZDF Reportage erkannt
– Die Servierdüse aus dem Fahrenheit (Bar in Winterthur) war auf der Orchon Insel im gleichen Hotel
– Auch Katharina hat den Schamanenfelsen fotografiert, aber gleich wieder gelöscht
– Immer das falsche Objektiv dabei
– Kühe grasen am Sandstrand
– Konnten endlich Postkarten kaufen und haben “öppe 7 Millione gschribe”
– Haben in Irkutsk etwa 40 Minuten lang einen Supermarkt gesucht und sind dann einfach ins Irish Pub zum Abendessen
– Bekamen “mongolischen Vodka” von zwei Spaniern offeriert, ca 80% Vol. Und definitiv nicht aus der Mongolei
– Schweizer Flagge als Vorhang im Hostel
– Dank der Fotofunktion von Google Translater konnten wir in Ulan Ude das Menu im Restaurant übersetzen
– Svetlana!
– LED-Ampeln in Ulan Ude
– Getrocknete Fischli gekauft und noch nicht gegessen
– Im Zug wurden wir vom Holländer über die besten Arten der Energiegewinnung belehrt
– Konnten das Fenster öffnen!
– Haben das Postoffice an der Grenze zur Mongolei gesucht und gefunden
– Der Drogenhund war ein “Bodesurri”
– Haben auf der mongolischen Seite schon wieder 40 Minuten lang einen Supermarkt gesucht
– Eine Flasche Chinggis Vodka: 6.- CHF!
– Wurden von Dom in UB abgeholt und die Aussicht aus dem 11. Stock über die Stadt war WOW!!
– Schiffchen als Lampe
– Die Düsen des Brunnens wurden auf die Strasse gerichtet, wohl zur Reinigung!
– Mauszeiger auf einem riesigen Werbebildschirm
– Die Tür einer Jurte zeigt immer nach Süden
– Tausende Tauben im Kloster der Stadt – Katharina als Vogelhasserin hats nicht so gut gefallen wie mir
– Kaum auf dem Pferd am ersten Tag sind meines und Katharinas als Einzige zuerst mal durchgebrannt
– Farmer Stängel haben uns das Leben gerettet
– Hatten Lachs aus Kanada zum Abendessen
– Gemäss Gale sind alle die, die recyclen, Sklaven der multinationalen Konzerne
– Die für Haiti gebaute Solarlampe war super, aber der aufblasbare Beutel nach 5 Tagen kaputt > Ducttape!
– Open-Sky Plumpsklo
– Steiefel mit Brecheisen repariert
– Neues Pferd gekauft, das gleich mal an 39 (Arschlochpferd) angebunden 500km laufen musste
– Die Mongolen waren schockiert, dass Katharina – als Frau – eine Zigarette geraucht hat und Vodka und Bier getrunken hat
– Ich wurde dafür fast täglich zu Vodka eingeladen
– Haben Pancakes gekocht. Einer der Guides hat sie raus gespuckt und sich dann den Mund ausgewaschen
– Härä Adlischu
– Die Strommasten sind alle auf einem Betonsockel, die Baumstämme sind einfach nicht hoch genug!
– Die Bäume wachsen nur auf der Nordseite der Hügel
– Habe ein ausgebüchstes Pferd eingefangen
– Katharina gleich danach auch, aber sogar vom Pferd aus. Die Mongolen standen mit offenen Mündern da
– Waren die einzigen Ausländer auf einem Mini-Nadaam und sind beim Pferderennen mitgeritten
– Wurden vom Bauer weggejagt, NACHDEM wir das Zelt aufgestellt hatten Grrrrrr
– Katharina hat Rhabarber Kompott aus frisch gesammelten Stängeln auf dem Feuer zubereitet
– Wilden Schnittlauch und Zwiebeln gefunden und verkocht
– Bin mittlerweile nach vielen auch immernoch schmerzvollen Versuchen Meister im Haare zöpfeln (Buurezopf)
– Hatten selbstgemachten Yoghurt
– Flugbillet nicht online gekauft
– “who milked the cattle when they were not domesticated yet? And why didnt they explode?”
– Habe einem Pferdeschädel einen Zahn ausgerissen
– Wasserloch mit 600 Ziegen geteilt
– Stutenmilch direkt ab “Zapfhahn” getrunken
– Ride through statt drive through
– Können fliessend Russisch und Mongolisch lesen, ohne dass wir immer überlegen müssen, welcher Buchstabe wie ausgesprochen wird
– ‘Die Dichte an schönen Händen ist aussergewöhnlich hoch’ (O-Ton Katharina)
– Haben nach 6 Wochen im Zelt, in der letzten Nacht erstmals gemerkt, dass das Zelt von innen wie ein Drachenkopf aussieht (da war kein Vodka im Spiel)
– Haben 3 ‘Dry Days’ miterlebt (Kein Verkauf von Alkohol nirgendswo, weder in der Bar noch im Supermarkt)
– Wollte eine Kassiererin schmieren, mir doch was zu verkaufen, doch sie hat auf die Kamera gezeigt und Nein gesagt
– Katharina zu Boika, dem Hund von Saraas Camp, als er ihre Schuhe schnüffelt: “Dasch wie Ziitig läse, gäll?! News from UB!”
– Sind im ‘Holy-Shit’ Gallop durch einen Hagelsturm geritten
– Haben Edelweiss in der Mongolei gefunden!!!! Und zwar jede Menge!!
– Katharina ist am letzten Tag der Reise auch noch vom Pferd gefallen, ein spektakulärer Sturz. Und sie hatte danach die Edelweisse noch immer unbeschädigt in der Hand
– Katharina hat ein ‘Dinosaurier Ei’ gefunden, das gerade am schlüpfen war, als ZACK! Eiszeit. Shock freeze!
– Mein Pferd Chocolat habe ich am letzten Tag doch noch in den Renngalopp gebracht. Adrenaline rush!
– Bin am letzten Tag zwei Mal über Hindernisse gesprungen – ungewollt! (K.’s Pferd hat gebockt, deswegen ist sie ohne Pferd übers Hindernis)
– Haben Tim Cope, unsere Inspiration für die Reise (Google on the Trails of Ghengis Khaan), im Fahrstuhl in UB getroffen.
– Hatten gefühlte 50kg Übergepäck aber dank geschicktem Platzieren hat die Waage nur 16kg angezeigt 🙂

Up’s and Down’s

Nach unserem ersten Trek über insgesamt 11 Tage haben wir uns 3 Tage Entspannung in der Hauptstadt gegönnt. Die freien Tage waren jedoch auch schon gleich wieder mit der Organisation der nächsten Reise ausgefüllt.

Mit nur dem Nötigsten ausgerüstet fuhren wir wieder die 60km in den Osten, vorbei an der Chingis Khan Statue auf dem mittlerweile vertrauten Weg zu Saraa’s Camp. Statt wie beim letzten Mal erst raus zu fahren und dann zurück zu reiten, war jetzt eine Rundreise über 9 Tage mit Saraa’s Camp als Ausgang und Ziel geplant.
Begleitet wurden wir von Saichnaa, Saraas 14 jährigem Sohn und Ogi, einem 23 jährigen “Nachbar” der Familie. Zusätzlich kamen die Hofhunde Well-Mart und Boika mit uns mit und beschützten uns gegen Wölfe und Bären aber hauptsächlich gegen nächtliche Pferdediebe und andere Hirtenhunde. Die beiden Jungs haben sich die ganze Reise um die Pferde gekümmert und als Guides die Route vorgegeben.

Die Strecke führte über bewaldete Berge, Blumenwiesen und sumpfige Täler durch den Terelj Nationalpark. Gekocht wurde über dem Feuer und es gab hauptsächlich Schafsuppe oder Reis mit Schaffleisch und Gemüse. Ab und zu haben wir die Gelegenheit ergriffen und unsere mitgebrachten Spaghetti mit Thunfisch gekocht. Kulinarisch gesehen gab es also wenig Abwechslung, doch wir haben uns irgendwie durchgeschlagen.

Ogi, der ältere der beiden Guides, hat eine sehr spezielle Art, welche uns oft viele Nerven gekostet hat. Er sprach nur mongolisch und hat uns wie hilflose Touristen behandelt. Wenn wir zum Beispiel die Satteltaschen des Packpferds gepackt haben, hat er alles wieder ausgeräumt, nur um die Taschen danach exakt auf die gleiche Weise wieder neu zu packen. Man sagt, salopp ausgedrückt, dass unter 7 Menschen ein Arschloch sei. Glücklicherweise war unser erster Trip der Gobi Gallop eine Ausnahme, aber nun hat es uns anscheinend doch getroffen. Nicht nur die Strecke war also ein hoch und runter, sondern zwischenzeitlich auch unsere Stimmungslage.

Aber genug des Negativen, wir hatten natürlich auch aussergewöhnlich schöne Momente, welche die negativen um ein Vielfaches überblendeten. Es sind diese kleinen, im ersten Augenblick unbedeutend erscheinenden Situationen, welche diese Reise so besonders machten. Wie zum Beispiel, als wir nach Tagen der Einsamkeit auf ein holländisches Paar getroffen sind, welches den Nationalpark auf dem Fahrrad erkundet hat. Wir haben uns oft gefragt, wie es möglich ist, durch die sumpfigen überfluteten Strassen zu fahren. Nicht selten haben wir Fahrradspuren im Matsch gesehen. Doch dieses Paar hat bewiesen, dass es mit einigen Mühen und Strapazen doch möglich ist.

Wir sind durchschnittlich etwa 4-5 Stunden täglich geritten und haben uns über Gott und die Welt unterhalten, gesungen, dem wunderschönen Gesang von Ogi gelauscht oder einfach nur die Stille, die Einsamkeit und die Landschaft genossen. Auch wenn sich der WOW-Effekt mit der Zeit ziemlich abgeschwächt hat, sind es die weissen Zuckerwattewolken vor dem klaren blauen Himmel über den satten grünen Hügel, an die ich mich mein Leben lang erinnern werde.

Wir haben so viel erlebt und doch ist es nichts Besonderes, wenn man es nicht selbst gemacht hat. Wir haben Kuhmist verbrannt um die nervigen Bremsen von uns abzuhalten. Beim Versuch das Zelt mit oben genannter Methode von den tausenden Fliegen und Mücken zu befreien, habe ich ein riesen Loch in den Zeltboden gebrannt. Wir sind über endlose blumenübersäte Wiesen galoppiert, durch schier undurchdringbare Büsche geritten und haben Flüsse durchquert, bei welchen das Wasser bis zum Sattel hoch reichte. Wir haben nachts gefroren, tagsüber geschwitzt und meine Schuhe waren konstant nass. Wir wurden beim persönlichen Geschäft von den fiesen Mücken in den Allerwertesten gestochen, haben den täglichen Niederschlag verflucht und trotzdem das Prasseln des Regens auf dem Zeltdach genossen. Wir haben uns über Ogi aufgeregt und gleichzeitig mit Saichnaa gewitzelt, welcher gemäss Katharina eines Tages ‘en riese Schuss’ werden wird.

Am drittletzten Tag wurden wir zu einem Freund von Saichnaas Familie geführt und haben dort zwei Tage verbracht. Es war eine ziemlich eigenartige Zeit, da die Familie eher “mudrig” (Anm. Berndeutsch) war und uns ausser während den gemeinsamen Essen keinerlei Beachtung schenkte. Zudem wurden wir oft zurechtgewiesen, wie man sich zu verhalten habe und nach einem Gespräch mit Saichnaa sind wir danach weitergezogen.

Ein Höhepunkt war definitiv das Mini-Naadam Fest, welchem wir beiwohnen konnten. Naadam ist das Nationalfest der Mongolen und findet vom 11. bis zum 13. Juli jeden Jahres statt. An diesem nationalen Sportevent messen sich die Leute in drei Disziplinen: Pferderennen, Wrestling und Bogenschiessen.
Wir haben die Jungs auf ein kleines Naadam Fest mit Pferderennen und Wrestling auf dem Land begleitet. Normalerweise werden die Pferde beim Rennen von Kindern im Alter von zwischen 4 und 13 Jahren geritten und bei diesem Fest gab es zwei Rennen. Das erste war mit Pferden im Alter von 5 Jahren und das zweite mit zweijährigen Fohlen. Es war ein ursprünglicher Anlass, wir zwei waren die einzigen Touristen und wurden von allen Seiten mit freundlichen Blicken begrüsst.
Als das Rennen über ca. 5km an uns vorbei zog, sind wir auf unsere Pferde gestiegen und in das Chaos aus Rennteilnehmern, Begleitfahrzeugen, Motorräder, Stallburschen und Pferdebesitzern eingetaucht und haben die Kinder ins Ziel begleitet. Die Szene hat die mongolische Kultur perfekt widerspiegelt, von Aussen war es ein Durcheinander sondergleichen, aber war man einmal mittendrin, haben sich gewisse Regeln und Strukturen abgezeichnet. Es war purer Wahnsinn!!
Zwischen den zwei Rennen fand das Wrestling statt. Meistens haben sich drei Paare der muskulösen Männer in den knappen Höschen und den brustfreien Oberteilen gleichzeitig einen Kampf geliefert. Der Ring bestand nur aus den sitzenden Zuschauern und unseren ‘Logeplätzen’ auf dem Rücken der Pferde.
Am Ende des Tages ritten wir wieder zurück zu unserer vermeintlichen Unterkunft, einem brachliegenden Winterstall. Doch nachdem wir die Pferde abgeladen und unser Zelt aufgestellt haben, stand plötzlich der Besitzer der Anlage vor uns und hat uns weggewiesen. Wir sind zweihundert Meter weiter geritten und haben dort unser Nachtlager auf einer Wiese aufgeschlagen und den Tag mit dem allnächtlichen Feuer ausklingen lassen.

Am letzten Tag, geplant waren nur 15km, wurden wir noch vor einige Probleme gestellt. Beim Satteln der Pferde ist der Gurt des Packsattels gerissen, doch wir konnten es wieder hinbiegen. Hinter einer Hügelkette sind Katharina, Ogi und ich über weite Strecken galoppiert und haben danach auf Saichnaa und das Packpferd gewartet. Nach langer Zeit kam uns Saichnaa ohne Sattel auf dem Packpferd entgegen; es hat sich rausgestellt, dass sein Pferd lieber schon einmal ohne seinen Reiter nach Hause wollte. Den gebrochenen Sattelgurt konnten wir nach einiger Zeit mit Schweizer Klettertechnologie retten und Saichnaa ist hinter mir auf dem Rücken meines Pferdes die zwei Stunden zurück geritten. Unterwegs holte uns noch ein Hagelsturm ein und somit können wir behaupten, jedes Wetter bis auf Schneefall erlebt zu haben.

Zurück bei Saraa gab es das freudige Wiedersehen zwischen den Eltern und ihrem Sohn und für uns ein verdientes Bad im eiskalten Tuul-River nach 9 Tagen ohne Waschen.

Alles in Allem hatten wir zu Beginn eine komplett andere Vorstellung von dem, was uns erwarten würde. Doch unserem Sprichwort gemäss “Go with the flow” konnten wir uns schlussendlich immer irgendwie arrangieren und haben die Zeit genossen. Der zweite Trip war definitiv ein komplett anderes Erlebnis als der Gobi Gallop, nicht nur der Landschaft wegen. Doch allen Schwierigkeiten und Downs zum Trotz haben wir die Zeit sehr genossen und dürfen wohl mit Stolz behaupten in drei Wochen täglichen Reitens mehr als 1000km zurückgelegt zu haben.

Wir hatten nun zwei Tage in Ulaan Baatar und fliegen morgen nach Dalanzadgad im Süden um die Gobi Region zu erkunden. Dieses Mal jedoch ohne Pferde 🙂 Fotos gibts hier:

https://www.flickr.com/photos/126652876@N08/

http://www.fb.com/sheshe87

Gobi Gallop 2 – Back from Archangai

“I’ve been through the desert on a horse with no name
It felt good to be out of the rain
In the desert you can remember your name
Cause there ain’t no one for to give you no pain”

America – A horse with no name

Ich habe lange gezögert, diesen Eintrag zu schreiben. Es ist so viel und doch nichts passiert in den vergangenen Tagen. Trotzdem werde ich versuchen, euch unsere Erfahrungen und Momente auf dem 11 tägigen Trek so gut wie möglich zu überbringen.

Der Gobi Gallop Ride

Letztes Jahr von Julie Veloo ins Leben gerufen, basiert der Event nur darauf, auf dem Pferderücken 700km in 10 Tagen zu bewältigen. Die Route wird einigermassen vorgegeben, kann sich aber durchaus spontan ändern, wenn zum Beispiel der hohe Wasserspiegel der Flüsse das Queren unmöglich macht.
Zusätzlich kommt noch der Wohltätigkeits-Aspekt dazu. Die Hälfte der Startgebühr geht an ein Projekt, welches den ärmsten der armen Kinder aus dem Ger District einen Platz in einem Kindergarten, zwei Mahlzeiten täglich und Schulbildung ermöglicht. Doch dazu mehr in einem späteren Abschnitt.

Die Gruppe

Julie Veloo, der Kopf hinter der ganzen Sache, kommt aus Kanada, lebt mittlerweile seit 4 Jahren in UB und hat sich gänzlich dem Reiten und der Hilfe der sozial benachteiligten Kinder verschrieben.
Chad, der Althippie, kommt ebenfalls aus Kanada, ist 69 Jahre alt und somit unser Ältester. Ich bin oft mit ihm geritten und wir haben über Wirtschaft, Politik, Reisen, Kornkreise (er hat viele Jahre der Untersuchung des Paranormalen gewidmet) und vieles mehr diskutiert.
Gale, wie der Sturm, kommt aus dem tiefsten Kanada, wurde auf der Reise 65, ist total technikabgeneigt, hat das erste Mal mit uns Nutella und Oreos gegessen und hinterfragte ALLES. Sie war das Kind, welches zum ersten Mal die weite Welt entdeckt. Sie war die Einzige, welche mehr Kilometer im Auto als auf dem Pferd zurückgelegt hatte.
Ann, eine Australierin, die in England und für einige Wochen im Jahr in UB lebt, hatte sämtliche Tübchen und Cremes aus ihrem Badezimmer dabei. Trotzdem hat sie die ganze Strecke durchgehalten und verdiente sich damit unser aller Respekt.
Kai, aus Singapur war mit ihren 25 Jahren auch im Club der Jungen vertreten, musste leider als Einzige schon früher abreisen, da sie ihrer Arbeit als Neurologin nachkommen musste. Sie war die erfahrenste Reiterin aus der Gruppe und hat die langen Joggingphasen mit klassischer Musik überbrückt.
Soyolbold, der einzige Mongole in der Touristengruppe, hatte bereits den ersten Gobi Gallop Ride absolviert und bestand darauf, die gesamte Strecke auf dem überaus unbequemen mongolischen Sattel zu bewältigen. Er war der Blickfang mit seinem langen Zopf und der traditionellen Kleidung und hat uns viel über das Land und die Leute beigebracht.

Baagi, der Vater der Pferde und unser mongolischer Führer und Organisator, hat die Gruppe sicher durch das weite Nichts geführt und sogar unterwegs noch einen jungen Hengst gekauft. Er hat das Tempo und die Route vorgegeben, hat sich täglich um die Pferde gekümmert und ist selbst nach einem 11 stündigen Ritt noch die ganze Nacht aufgeblieben, um die Mannschaft zu entlasten und die Pferde zu bewachen, nur um am nächsten Tag wieder 9 Stunden auf dem Pferd zu sitzen.
Seine Frau Saraa hat uns mit dem Truck begleitet und war für die Organisation rund ums Camp verantwortlich. Sie ist die fleissige Biene, die ohne zu zögern jede Arbeit verrichtet. Mit ihr zusammen war ihr Sohn, Saichnaa, welcher uns auch auf den nächsten Trip begleiten wird, Nomin, die mit dem Koch für unser leibliches Wohl verantwortlich war und noch ein Saichnaa, der als helfende Hand im Hintergrund gewerkelt hat.

Zu guter Letzt war da noch Bayara, der Fahrer des Jeeps, ein Kind im Körper eines Erwachsenen und ein überaus liebevoller Mensch. Er hat uns stets in einigem Abstand begleitet, die bisher bewältigte Kilometeranzahl durchgegeben und ermüdete Reiter eingesammelt.

Die Gruppe war bunt durchmischt, doch wir konnten uns alle miteinander arrangieren und hatten tolle Gespräche und viele lustige Momente zusammen.

Der Ritt

Mit dem Auto wurden wir von UB in das 460km entfernte Tsetserleg im Archangai gefahren. Ein bisschen hinter der Stadtgrenze haben wir unsere Zelte an dem Ufer eines Flusses aufgeschlagen und mit einem riesigen Lagerfeuer und Vodka den Start der Tour besiegelt. Am ersten Reittag, noch bevor wir die Pferde bestiegen hatten, sind wir zu einem Schamanenfelsen in der Nähe gefahren. Danach wurde mir das Pferd Ginger zugeteilt, Katharina hatte Grey Wolf. Die Pferde waren ziemlich aufgebracht nach der weiten Reise und wussten nicht was los ist und so ist Ginger gleich mit mir auf dem Rücken durchgebrannt und losgaloppiert. Irgendwann habe ich ihn aber unter Kontrolle bekommen und der restliche Weg war zwar ein Kampf, doch durchaus machbar. Wir endeten an den Hot Springs wo wir im Ger übernachtet haben und uns ein Bad in den heissen Quellen gönnten.
Am nächsten Morgen wurde mir Chocolate zugeteilt, welchen ich bis zum Schluss geritten bin und definitiv einfacher als Ginger zu kontrollieren war. Wir ritten für etwa 9 Stunden durch eine fantastische Landschaft und waren am Ende des Tages alle erschöpft. Das Camp war in einem Tal mit grossen Kuh- und Schafherden und beim Abendessen ist eine Gruppe halbwilder Pferde an uns vorbeigalloppiert.
Nach einem tiefen Schlaf sind wir zu dem buddhistischen Kloster auf den Berg geritten und haben es besichtigt. Die Route führte wieder den Berg runter und über saftig grüne Wiesen, durch karge Steppenlandschaft zu einem Fluss. Dies war meine erste richtige Flussüberquerung zu Pferd. Doch ich konnte die Landschaft nicht geniessen, meine Knie hatten mich aufgegeben und ich konnte weder stehen noch sitzen. Dies war der Zeitpunkt, als ich den Rest der Strecke im Auto zurücklegen wollte. Doch nach einigen Schmerzmittel und einer “Energieheilung” durch Gale habe ich mich dazu gezwungen, den Rest auch noch zu reiten. Ich wurde mit endlosen  Lavafeldern entlang des Flusses belohnt, welche ich mit steigender Sicherheit im Sattel durch galoppiert bin. Abends war dann kurz Zeit für eine Katzenwäsche im Fluss, nur wenige Meter weiter flussaufwärts bedeckten noch immer Eisschollen das Gewässer, was unsere Zeit im Wasser stark verkürzte.
Am nächsten Tag ritten wir dann zum Wasserfall. Der eben genannte Fluss stürzt sich aus etwa 20 Meter in einen Graben. Wir verbrachten einige Zeit da bevor wir uns auf die längste Etappe aufgemacht haben. Die Route führte nach Kharakhorum, der antiken Hauptstadt der Mongolei. Nach 11 Stunden im Sattel begann es zu regnen und wir waren alle froh, als wir die letzten der 100 geplanten Kilometer im Auto zurücklegen konnten. Wir kamen gegen 22.00 Uhr in Kharakhorum an und wurden in ein Haus einer lokalen Familie gelotst. Dort haben sie für uns ein Schaf geschlachtet und das ganze Fleisch auf einer riesen Platte präsentiert. Nach einem solchen Marathontag wollten wir aber alle nur noch ins Bett und so wurde die liebevoll gemeinte Geste von uns nicht wirklich geschätzt. Ausserdem bekamen wir eine riesige Schüssel mit Haut, Fett und gemäss unseren westlichen Geschmacksknospen widerlichem Fleisch, welche unsere Motivation nicht wirklich steigerte. Wir wurden dann darauf in ein Ger Camp gefahren und sind etwa um Mitternacht völlig erschöpft in die Betten gefallen.
Auf dem Programm für den nächsten Tag stand die Besichtigung des noch immer aktiven Klosters. Unseren Pferden wurde auch einen Tag Pause gegönnt und wir sattelten um auf eine Gruppe lokal bereitgestellte Pferde. Nach einem Tag mit vielen Stürzen, sehr viel Galopp und einigen spontanen Rennen waren die Pferde buchstäblich tot! Nach ca. 85km wollten die Pferde schlicht nicht mehr weiterlaufen. Sie konnten nicht mehr! Ich und Saichnaa, der Sohn von Baagi und Saraa, ritten vorweg um das Camp zu suchen, während der Rest der Gruppe mit dem Auto fuhr oder zu Fuss mit dem Pferd im Schlepptau weiterging. Wir zwei prügelten die Pferde sprichwörtlich durch, aber bei den Anderen ging einfach nichts mehr. Und auf diesen letzten Kilometern hatte es mich auch erwischt. Das Pferd ist mit dem Vorderbein in ein Loch gestanden, gestrauchelt und ich war nicht mehr fähig es hochzuziehen, so bin ich dann langsam aber bestimmt vom Sattel gerutscht. Zum Glück ist aber niemandem etwas Ernsthaftes passiert und der Platz am Ufer des Sees Ogi Nuur hat uns für die gesamten Strapazen und Schmerzen mehr als entschädigt. Das anschliessende Bad im kühlen Wasser mit einem einzigartigen Sonnenuntergang und einem kühlen Bier in der Hand tat den Rest und wir konnten das Leben wieder in vollen Zügen geniessen.
Am nächsten Morgen ging es weiter durch Mausland zum Tent Mountain (Maikhan Owool). Die kleinen Biester haben die gesamte Erde unterhöhlt, was zusammen mit dem lockeren Boden für viele Einbrüche der Pferde und weitere Stürze sorgte. Die Landschaft war überwältigend, weite Täler umgeben von sanften Hügeln. Wir ritten den ganzen Nachmittag durch die steppenartige Landschaft der Mini-Gobi und hinter jedem Hügel präsentierte sich die Umgebung von einer komplett anderen Seite. Einmal waren es steinige, sandige Böden, dann wieder saftiges Grün und Blumenfelder. Katharina fühlte sich gegen Schluss nicht mehr wohl und fuhr eine kurze Strecke im Auto zum Camp. Dies hatte den Vorteil, dass bei unserer Ankunft die Zelte schon am Ufer von zwei kleinen Ententeichen standen.

Auch am siebten Tag sind wir über 8 Stunden und 85km weit geritten, es hat zum ersten Mal geregnet und die Landschaft hat sich kaum bis wenig verändert. Gegen Ende war es Buschlandschaft und ich habe mir ein Rennen mit Chad geliefert. Sein 15 jähriger Tommy hatte gegen meinen 8 jährigen Jungspund natürlich keine Chance 🙂 Später habe ich erfahren, dass Chocolate ein Rennpferd ist und es mit dem richtigen Reiter eines der schnellsten Pferde im Stall ist. Wir haben in der Nähe der Stadt Daleschilling campiert und am Abend gab es ein kleines Geburtstagfest zu Gales 65 mit Kuchen und Keksen.
Und dann war es endlich so weit: Ich bin aufgestanden und NICHTS hat mehr geschmerzt! Es war wie der Himmel auf Erden! Keine Tabletten mehr, keine schmerzenden Knie nach Stunden im Sattel, keine pulsierenden Pobacken, schlicht ein Traum! Das Wetter war noch immer schlecht und wir ritten im Nieselregen durch endlose Weiten. Doch der Tag sollte sich noch zum Guten wenden. Das Nieseln stoppte schon bald, wir fanden uns in einer Sumpflandschaft wieder und hatten ein leckeres Mittagessen in einem kleinen Dorf. Kurz vor der Weiterreise wurden dann noch meine Stiefel geflickt, die Sohle hat sich gelöst und ich bekam zwei neue Sohlen verpasst. Nach einem sehr langen Tag, ich habe meine erste wilde Schlange überhaupt gesehen, kamen wir über eine Bergkette hinter Bayanuur. Die Aussicht kann ich nicht in Worte fassen, doch sie holten die ganzen bisher unterdrückten Emotionen hervor. Ich denke, dass diese Minuten die schönsten der ganzen Reise waren und selbst das Schreiben darüber treibt mir Tränen in die Augen. Es ist, als ob man unzählige Strapazen überwunden hat, nur für diesen einen Moment, dieser Blick auf eine Weite gesäumt mit Hügelketten, getaucht in das goldene Licht der sinkenden Sonne. Ich wollte nur eines; alleine sein und durch diese überwältigende Landschaft galoppieren. Dies ist ein Moment, den ich in meinem ganzen Leben niemals vergessen kann…
Ein Klopfen an der Zeltplane am nächsten Morgen holte uns aus dem Schlaf und Gale hielt Katharina einen jungen Welpen zur Begrüssung entgegen, welcher sie vom Brunnen zum Camp begleitet hatte. Katharina war sofort Feuer und Flamme für den jungen Hund (und noch nie so schnell wach….) und nach einem ausgiebigen Frühstück mit Müesli und frischer Kuhmilk (yummie!) ging es Richtung Lung. Wir hatten Lunch am Fluss als meine kleine Kamera den Geist aufgab. Es war kein grosser Verlust, aber es war doch praktisch, immer einen kleinen Schnippomat bei sich zu haben und sich nicht nur auf die sperrige DSLR von Kat zu verlasssen.
Nachmittags ritten wir durch weite Graslandschaften. Man spürt die beginnende Nähe zur Hauptstadt. Wir haben ein bisschen abseits der Strasse campiert und gingen früh zu Bett. Tagwache war um 04.15, um 05.00 Uhr ritten wir los, dem Sonnenaufgang entgegen. Heute war nur ein kurzer Tag, 25km bevor wir die Pferde auf den Truck verladen haben. Um etwa 08.00 Uhr sind wir im Hustai Nationpark angekommen, wo wir die letzten wilden Pferde der Erde, die Urpferde (Przewalski) beobachten konnten. Im Basislager des Nationalparks fanden wir auch gleich eine Dusche und mussten uns der Versuchung hingegeben. Ahh, das war ein gutes Gefühl! Da wir nicht durch UB durchreiten wollten, sind wir mit dem Jeep gefahren und die Pferde wurden auf dem Truck zum Turkish Monument transportiert. Wir hatten die Wahl zu campieren oder im Ger zu übernachten, aber nach einigen Nächten im Ger haben die meisten von uns das Zelt bevorzugt. Die Jungs von der Kasachenfamilie haben zwei Ziegen geschlachtet. Eine wurde auf dem traditionellen Weg mit dem Aufschlitzen der Kehle getötet und ausgeblutet, die andere wurde mit dem showmässigen ausreissen der Aorta erlegt. Danach wurden sie auf der Stelle gehäutet, keine 20 Meter weiter spielten die Kinder Basketball. Es mag bizarr erscheinen, aber diese zwei Ziegen bedeuten Nahrung für eine ganze Woche für die gesamte Familie und somit war das ein gängiges Prozedere.
Der letzte Tag bestand auch nur aus einem kurzen Ritt. Die Pferde wurden zunehmend unruhiger, da sie die Gegend, den Geruch und die Weiden kannten und nur nach Hause wollten. Wir hatten Mittagessen in einem magischen Wald der 100 Bäume und ritten vorbei an der 26m hohen Gingis Khan Reiterstatue aus Stahl zu einem kleinen Spa. Dort freuten wir uns über die erste Dusche mit warmen Wasser seit Tagen, zogen uns saubere Kleidung an und ritten die letzten 10 Minuten bis zum Pferdestall.
Wir wurden von einem riesen Empfangskomitee begrüsst und hatten endlich das Ziel erreicht!!

Zusammenfassung

Ich habe gerade 3 Stunden geschrieben und mag nicht mehr. Es lässt sich aber sagen, dass ich diese 11 Tage niemals vergessen werde, den ständigen Geruch nach Salbei, die Höhlen der Mäuse, die Falken über mir, die abwechslungsreiche Landschaft. Es ist nicht beschreibbar, was wir erlebt haben, Fotos geben diese unglaublich gewaltige Landschaft niemals wider, keine Worte können die herzhaften Leute beschreiben und doch hoffe ich, euch eine kleine Impression dieses wunderbaren Landes gegeben zu haben. Kommt und seht selbst!!

Wir sind jetzt übrigens wieder in UB und gehen am nächsten Sonntag auf einen erneuten 9 tägigen Trek, diese Mal aber nur Katharina und ich, zusammen mit Saichnaa und noch einem Jungen. Danach fliegen wir wohl in den Westen, ins Altai Gebirge und kommen rechtzeitig zum Naadam (dem grössten mongolischen Fest) wieder zurück und mit etwas Glück dürfen wir uns da gegen die lokalen Jungs im Pferderennen messen.

Fotos gibts wie immer auf Facebook und über folgenden Link:
https://www.flickr.com/photos/126652876@N08/

(PS: ich konnte leider nicht alle Fotos auf Flickr laden, aber ich hoffe ihr habt eine kleine Vorstellung. Ich werde, einmal zu Hause angekommen, die Fotos updaten)

Realitycheck

Es ist wieder einmal Zeit, euch die Ereignisse der letzten Tage mitzuteilen.

Doch erst möchte ich noch die letzte Fahrt mit der Transsib, beziehungsweise der transmongolischen Eisenbahn hier niederschreiben.

Als wir in Ulan-Ude am späten Nachmittag angekommen sind, haben wir in ein gemütliches kleines Hostel eingecheckt. Die Hostels hier sind hauptsächlich private Wohnungen in deren Schlafzimmer ein paar Hochbetten gestellt wurden. Die Atmosphäre ist aber genau aus diesem Grund um einiges familiärer, als in den grossen Hostels.

Nach Bezug der Betten haben wir uns für einen kleinen Rundgang in der Hauptstadt der Buryaten entschieden. Die Menschen haben östlich des Baikalsees einen grossen Anteil des asiatischen Aussehens geerbt. Zudem, nach einigen schlechteren Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung in Irkutsk, wurden wir von der Freundlichkeit der Leute auf der Strasse in Ulan Ude überrascht. Passanten haben uns angelächelt, ja sogar auf offener Strasse umarmt; die übliche Prüfung auf Diebstahl danach hat sich als unbegründet erwiesen…
Abendessen gab es in einem Grillrestaurant, wo wir die lokale Spezialität Schaschlik probiert haben. Schaschliks sind im Grunde nichts anderes als leckere Fleischspiesse. Nach dem Essen, wir wollten gerade aufbrechen, wurden wir an den Nachbarstisch von zwei rüstigen Damen und ihrer männlichen Begleitung zu Vodka und Snacks eingeladen. Die zwei Frauen haben ein Auge auf mich geworfen. Gemischt mit der Sprachbarriere sorgte das für eine lustige Stimmung am Tisch.

Am nächsten Morgen in der Früh ging unsere Reise mit dem Zug in Richtung der russisch-mongolischen Grenze weiter. Zum ersten Mal seit unserem Aufbruch hatten wir das Abteil nicht nur für uns alleine, ein holländischer Familienvater hat uns bis an die Grenze begleitet. Die Fahrt führte durch karge Steppenlandschaft, vorbei an kleinen völlig isolierten Dörfern. Es war ein warmer und sonniger Tag, die Überführung in die Mongolei erwies sich als absolut unproblematisch, doch der Aufenthalt von rund 7 Stunden machte uns etwas zu schaffen. Unser Wagon wurde vom Rest des Zuges abgehängt und so standen wir stundenlang alleine auf dem Gleis und wurden in der Sonne gebraten. Der Wagon verfügte über keinerlei Lüftung, geschweige denn eine Klimaanlage und ein Verlassen des „Zugs“ wurde nicht genehmigt. Wir wissen dafür nun, wie sich die Folterzelle in den Gulags anfühlen muss. Die Temperatur hat sich in den Abteilen bei etwa 45°C eingependelt, glücklicherweise haben wir im Voraus für eine genügend grosse Flüssigkeitsreserve gesorgt.
Nach der Grenze ging es durch malerische Landschaften in die sternenklare Nacht und am nächsten Morgen wurden wir von unserem Kontakt am Bahnhof in Ulaan Baator abgeholt. Er hat uns in seine überaus luxuriöse Wohnung gebracht, wo wir uns erst einmal aufs Ohr hauen mussten.
Dominic hat uns versichert, dass wir einige Tage bei ihm bleiben dürfen, was uns sehr entgegen kam.

UB besteht aus einem Kern mit protzigen Hochhäusern und einem Ring aus Jurten, welche sich an den Hügeln präsentieren. Uns wurde gesagt, dass wir diese Jurtenviertel um jeden Preis meiden sollten, da uns nicht nur Raub sondern auch körperliches Leid drohe. Anscheinend wurde erst kürzlich eine Touristin aufgehängt und völlig entblösst unter einer Brücke gefunden. Ob das nun Schauermärchen sind oder den Tatsachen entspricht möchten wir ungern selbst herausfinden.

Dominic hat uns ein Treffen mit einer Kanadierin vorgeschlagen, welche des Öfteren Pferdetreks durchführt und uns einige Fragen zu unserem Vorhaben beantworten könne.
Julie hat uns dann erklärt, dass wir ohne Guide ziemlich aufgeschmissen wären und uns eingeladen, an ihrem Charity Ride, welcher am nächsten Samstag startet, teilzunehmen. Die Gruppe besteht aus 7 Teilnehmern und die Route führt von Tsetserleg über die alte Hauptstadt Kharkhorin an der Grenze zur Wüste Gobi nach UB zurück. Etwas über 700km in 10 Tagen – nicht schlecht! Wir haben uns dafür entschieden, am Gobi Gallop teilzunehmen und die mütterliche Julie hat uns einen überaus grosszügigen Preis offeriert. Da wir jedoch noch weitere drei Wochen in der Mongolei bleiben, hat sie ebenfalls organisiert, dass wir nach dem Trek mit zwei Söhnen der Pferdebesitzerin für weitere zwei Wochen durch die nordöstliche Mongolei reiten werden.

Ich möchte an dieser Stelle Julie Veloo und der Veloo Foundation unseren herzlichsten Dank aussprechen und ermutige euch, vielleicht den ein oder anderen Batzen der Stiftung zu Gute kommen lassen:
http://www.veloofoundation.com/

Ihr findet übrigens eine Beschreibung des Gobi Gallops unter folgender Adresse:
http://www.horsetrekmongolia.com/gobi-gallop-charity-ride.html

Gestern sind wir zu der Pferdefarm gefahren, welche sich ungefähr eine Autostunde östlich von UB befindet und haben erste Erfahrungen mit den mongolischen Pferden gesammelt. Die Tiere sind zwar klein, aber unglaublich kraftvoll und auch schreckhaft. Auch der Reitstil ist anders als bei uns, so werden die Richtungsvorgaben hauptsächlich über die Zügel gemacht und einige der Pferde besitzen noch einen zusätzlichen Gang. Die Schrittlänge ist sehr kurz und vor allem im Trab muss man sich erst daran gewöhnen.
Heute waren wir zurück in UB auf dem Narantuul Market, dem grössten Markt Asiens und haben uns mit Reitstiefeln, Hüten und Weiterem eingedeckt. Morgen gibt es noch einmal einen letzten Ruhetag bevor wir am Freitag nochmals zur Pferdefarm fahren für die Hauptprobe. Am Samstag werden wir dann samt den Pferden nach Tsetserleg gefahren um Sonntagmorgens aufzubrechen.

Ich werde in den folgenden Wochen wohl sehr eingeschränkten Zugang zum World Wide Web haben, deswegen wird dies der letzte Eintrag für sicher zwei Wochen.

Aktuelle Fotos findet ihr wie gewohnt entweder auf Facebook oder über folgenden Link:
https://www.flickr.com/photos/126652876@N08/

Wir freuen uns sehr, dass sich uns diese Möglichkeit geboten hat, auch wenn wir schlussendlich nicht zu zweit durch die Mongolei reiten. Trotzdem wird das bestimmt eine super Erfahrung und wir hoffen, dass es unfallfrei von Statten geht.

Bis zum nächsten Mal

Bilder zur Reise

Liebe Leser,

Ich kann leider momentan keine Bilder direkt in den Text einfügen, habe aber ein paar Impressionen bei Flickr hochgeladen. Ihr könnt sie unter folgendem Link anschauen:

https://www.flickr.com/photos/126652876@N08/

Bei Problemen oder im Allgemeinen erreicht ihr mich unter http://fb.com/sheshe87

Ich bin momentan in Ulaan Baatar in der Mongolei und wir bereiten die Weiterreise zu Pferd vor. Ich werde jedoch vorher nochmals einen Blogeintrag mit den letzten Ereignissen erstellen.

PS: Der Sommer hat auch hier Einzug gehalten und wir haben bis zu 32°C!!

Von bösen Frauen und Felsen

Der Zug fuhr um 4.47 in der Früh in Irkutsk ein. Katharina und ich haben beide nicht viel geschlafen in der letzten Nacht, da der Schaffner die Heizung auf etwa 35°C hochgedreht hatte. Der Grund dafür haben wir bis heute nicht verstanden.

Unsere Planung sah vor, dass wir als Nächstes gleich zu der Orchol Insel im Baikalsee fahren würden. Die erste Hürde war jedoch, erst einmal zum Busbahnhof zu gelangen. Im Wartesaal des Bahnhofs sind wir auf ein ebenfalls etwas ahnungsloses englisches Paar gestossen. Wir haben uns dann zusammengetan und sind mit dem Tram zur Busstation gefahren. Der Bus sollte um 10.00 fahren und wir haben das auch telefonisch rückbestätigt. Der Fahrer, welcher schon um 8.30 Uhr erschienen ist, hat uns wegen jeder Kleinigkeit auf Russisch beschimpft und so ist der Ausdruck “Böse Maa” entstanden. Die Fahrt im Minibus war alles andere als entspannend; der Ausdruck ‘wie die Sardinen in der Büchse’ beschreibt die Platzverhältnisse wohl am treffendsten. Doch aufgrund des Schlafmangels war das nicht so schlimm und die Landschaft hat hat uns für Vieles entschädigt. Die holprige Strasse führte durch weitläufige Steppen mit grasenden Kühen und wilden Pferden. Erst jetzt kam so richtig Vorfreude auf die Mongolei auf. Nach gut 5 Stunden Fahrt kamen wir zum Fährhafen, wo wir auf die Insel Orchol übersetzten. Es dauerte nochmals etwa eine halbe Stunde bis wir in Kushir angekommen sind. Nikitas Homestay hiess unser Lager für die nächsten 3 Tage. Die Unterkunft bestand aus zahlreichen kleinen Hütten mit jeweils zwei Betten im Zimmer. Jimi und Bridie, das englische Paar, wurde direkt in unser Nachbarzimmer eingeteilt und wir haben gleich die umliegende Gegend zu Fuss erkundet. Der eher hohe Preis von 30.- pro Nacht beinhaltet auch drei Mahlzeiten, Hauptspeise war Fisch aus dem Baikalsee und Teigwaren mit roter Beete als Beilage (ja Mama, ich habe alles aufgegessen!).

Die Insel erstreckt sich etwa 80km in der Länge und etwa 10km in der Breite. Da sie nur mittels gebuchten Touren zu erkunden war, haben wir beschlossen uns auf die nähere Umgebung und die Stadt Kushir zu beschränken.

Der Baikalsee ist der grösste und tiefste See der Welt und liefert eines der saubersten Trinkwasser überhaupt. Bis vor wenigen Wochen war er noch zugefroren und im Winter gibt es sogar Strassen auf dem meterdicken Eis. Die lokalen Leute sind hauptsächlich Christen und Schamanen. Gleich neben unserem Hostel war der berühmte Schamanenfelsen, welchen man mit jeder Fotosuche über Google findet und auf 98% der Postkarten abgebildet ist. Katharina wollte ihn um jeden Preis auf ihren Fotos vermeiden, gab dann aber schlussendlich doch Klein bei.

Die Zimmer waren gemütlich eingerichtet und ein Holzofen sollte uns in der Nacht Wärme spenden. Da K. für das Feuer zuständig ist, hat sie sich gleich an die Arbeit gemacht und den Ofen angefeuert. Dumm nur, dass die Abzugsklappe noch zu war und sich dicker Rauch durch die Ritzen und Fugen in den Räumen ausgebreitet hat. Der Feueralarm konnten wir dann aber auch gleich wieder abstellen und die Klappe haben wir schlussendlich auch noch gefunden. Die böse Frau (eine neue Managerin) kam jedoch gleich zu uns runtergestürmt und hat sich erzürnt, dass ihre ganze Ladung frischer Wäsche nun nach Rauch stinke. Wir waren noch keine 2 Stunden vor Ort und sie hat uns diesen Fauxpas bis zu unserer Abreise nicht vergeben.

Am nächsten Tag haben wir uns gegen das Fischen, dafür für einen ausgiebigen Spaziergang entschieden. Um 5 Uhr Nachmittags wollten wir einen Bootsausflug zu den benachbarten Inseln machen um unter anderen die weltweit einzigartigen Süsswasserrobben zu bestaunen. Schwere schwarze Wolken zogen just um 16.30 auf und der Ausflug wurde wegen Sturmgefahr abgesagt. Die Regenzelle zog jedoch an der Insel vorbei und es war umso ärgerlicher, dass wir nicht rausfahren konnten.

Wir haben dafür gleich das Banyu, die russische Form der Sauna, gebucht und zwei Stunden später sassen wir in der über 80°C heissen, trockenen Hitze und haben unsere Seele entspannt.

Abends waren wir noch am Seeufer um den wunderschönen Sonnenuntergang zu bestaunen. Die Wolken schimmerten in einem pinken Licht, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Jimi hat dann auch noch seine Pfeife und eine kleine Flasche feinsten Scotchs ausgepackt und der misslungene Ausflug war schnell vergessen.

Wir konnten auch gleich noch unsere Wäsche waschen und haben einige Postkarten geschrieben. Leider war die Zeit auf der Insel für uns schon wieder vorbei und wir fuhren mit dem Minivan wieder zurück nach Irkutsk während Jimi und Bridie noch 5 Tage länger verweilen.

Falls irgendejmand irgendwann irgendwie in diese Gegend Sibiriens gelangen wird können wir euch den Ausflug zur Insel Orchol trotz der Strapazen wärmstens empfehlen!

Wir haben nach einer Nacht in Irkutsk nun wieder den Zug bestiegen, welcher uns entlang des Baikalsees in 7 Stunden nach Ulan-Ude bringen wird und freuen uns auf die nächsten Abenteuer, welche diese Reise mit sich bringen wird.

Leider funktioniert der Fotoupload momentan nicht, ich versuche mich aber bald darum zu kümmern.

Vodka und Birken

Ich fliege von Zürich mit Air Baltic via Riga nach Moskau. Trotz meinen Bemühungen im Erlernen der kyrillischen Schrift stosse ich auf erste Probleme, doch eine freundliche Familie hilft mir auf die richtige Metrolinie zu gelangen. Das vorgebuchte Hostel befindet sich nur einen Katzensprung vom Roten Platz und dem Kreml entfernt. 
Am nächsten Tag besichtige ich gemeinsam mit dem jungen Dänen Niklas den Kreml und seine Kirchen. Die hohen roten Mauern des Kremls sind von weit her sichtbar und die St. Basil Kathedrale mit ihren farbenprächtigen Zwiebeltürmen steht einsam auf dem Roten Platz – welcher entgegen der Vermutung nicht Rot ist. Der Kreml ist das einstige Stadtzentrum mit Kirchen aus dem 13. Jahrhundert und dem heutigen Regierungsgebäude. Präsident Putin, so wurde ich belehrt, residiert allerdings nicht innerhalb dieser geschichtsträchtigen Mauern. Mit der Schatzkammer und der einmaligen Diamanten-, Gold- und Schmuckexhibition schliessen wir unseren Besuch ab. Abends treffe ich mich mit Masha, einer ehemaligen Windsurflehrerin, die ich aus meiner Zeit in Ägypten kenne. 
Ich möchte nicht weiter auf die durch den Vodka verursachten Blackouts, den Handyverlust und das Moskauer Nachtleben eingehen, aber das Wässerchen, so die direkte Übersetzung, hinterlässt immerhin keinen schweren Schädel am nächsten Morgen. 
Strafnaja bedeutet so viel wie “Straftrinken”, wenn man eine Runde ausgesetzt hat, zum Beispiel durch den Besuch der Toilette, wie ich am eigenen Leibe erfahren muss 🙂

Ich spule vor zum Tag unserer ersten Etappe mit der transsibirischen Eisenbahn. In der Zwischenzeit ist auch meine Reisebegleitung Katharina eingetroffen.
Wir finden uns zeitig am Bahnsteig 3 des Moskauer Yaroslavskaya Bahnhofs ein und treffen auf eine Vierergruppe Holländer fortgeschrittenen Alters. Wie sich herausstellt, werden die sympathischen Herren unsere Begleitung bis Irkutsk im Nachbarsabteil. Wir reisen zweite Klasse und nisten uns im gemütlichen Vier-Bett-Abteil ein. Die Angst, dass noch weitere Personen zusteigen und uns den Platz im Abteil streitig machen, erweist sich im Nachhinein als unbegründet und wir reisen sozusagen mit dem Komfort der ersten Klasse. 



Wagen 15, Moskau – Ulaan Baatar

Die Strecke führt in 3 Tagen und 4 Nächten durch die südliche Taiga, über den Ural und die europäisch-asiatische Grenze bis ins 5153km entfernte Irkutsk am Baikalsee.
Begleitet werden wir von zwei Schaffnern, welche stets für heisses Wasser im Samowar sorgen und neue Gäste entsprechend in ihre Abteile einweisen. 
Die Landschaft entlang der Strecke ist die ersten 2000km wenig abwechslungsreich. Wir sehen hauptsächlich einen Teil des weltweit grössten Waldes mit seinen Buchen, Fichten und Tannen. Danach lichtet sich der Wald etwas und schafft Platz für Sümpfe, Moore und Schilffelder. Doch die Bäume bleiben unsere steten Begleiter. Die kleinen Dörfer bestehen aus wenigen heruntergekommenen Häuser, deren Bewohner anscheinend grossen Wert auf die Fensterläden legen, welche als einziger Farbtupfer in einem satten Blau oder Grün entgegen leuchten. Weiter im Osten findet man vermehrt Zeichen der Zivilisation. Die Häuser bestehen aus angebranntem Holz und strahlen eine düstere Stimmung aus. 



Wagen mit den einzelnen Abteilen

Die Hygiene in den Zügen ist ausreichend, doch eine Möglichkeit zu duschen besteht nicht und so muss man sich mittels Katzenwäsche aushelfen. An den Bahnhöfen, wo meist ein Stopp von ca. 20 minütiger Dauer eingelegt wird, hat es viele kleine Verkaufsstände mit den nötigsten Lebensmittel. Wir haben uns vor der Reise mit Lebensmittel eingedeckt und ernären uns hauptsächlich mit Nudelsuppe, Crackern und kalten Platten (K. hat Landjäger und Salami aus der Schweiz mitgenommen).



Blick aus dem Zug

Da wir noch nicht in Irkutsk angekommen sind und ich diesen Text im Zug vorgefertigt habe, widme ich mich nun wieder unseren Hauptbeschäftigungen: Aus-dem-Fenster-gucken, verschwommene Fotos knipsen, Schlafen und Essen. 



Bäume, Bäume und noch mehr Bäume…

Der nächste Blogeintrag wird sich mit dem Baikalsee und der Reise in die Mongolei befassen.

Wir waren in der Zwischenzeit schon auf der Olchol Insel, aber ich mag gerade nicht schreiben. Der Vodka ruft…:-)

Züglifahre und Ponyriite

Der Rucksack ist gepackt. 19.5kg, gerade im Rahmen für die erlaubten 20 Kilos. Es ist anders als sonst. Statt Badeshorts ist ein Benzinkocher dabei und ein Zelt ersetzt die Flip Flops. Ich habe eine mehr oder weniger gut ausgestattete Notfallapotheke, meinen Dolch aus Kindheitstagen, einen Kompass und einen Wasserfilter eingepackt. Dinge, die ich sonst nicht auf meine Reisen mitnehme.

Katharina hat sich nach einem Aufruf bei mir gemeldet und fortan haben wir uns gemeinsam um die Reiseplanung gekümmert. Dies hat insbesondere meine liebe Mutter sehr beruhigt 🙂 Ich habe begonnen, Reitstunden zu nehmen und Simi hat mir netterweise Ihre Ausrüstung auf die Reise mitgegeben. Doch um welche Reise gehts denn eigentlich?

Wir werden uns in Moskau treffen, dem Startpunkt für den ersten Teil der Reise. Ich gehe einige Tage früher als Katharina um eine Freundin aus Dahab zu besuchen und die Stadt zu erkunden. Danach fahren wir an einem Stück mit der Eisenbahn in fast 5 Tagen durch die Tundra und Taiga Sibiriens bis nach Irkutsk am Baikalsee. Der Baikalsee ist der tiefste Binnensee und von immenser Grösse. Von Irkutsk fahren wir mit dem Bus in etwa 8 Stunden zu der Insel Olkhon wo wir einige Tage verbringen. Danach gehts zurück nach Irkutsk und mit dem Zug weiter nach Ulan Ude auf der östlichen Seite des Baikalsees. Dort steigen wir in die Transmongolische Eisenbahn, welche uns direkt nach Ulaan Baator fährt.

Ab da beginnt Teil Zwei unserer Reise. Die einzelnen Details haben wir noch nicht ausgearbeitet, doch wir werden uns je ein Pferd plus ein Packpferd kaufen und dann entweder von Ulaan Baator oder Tsetserleg losreiten. Wir haben etwa 5-6 Wochen Zeit um 700-800km auf dem Pferderücken zu bewältigen. Wir werden uns entlang der Flüsse halten, welches die Navigation doch wesentlich erleichtert. 😉

Am Ende angekommen, werden wir die Pferde verkaufen und am 12. Juli von UB zurück nach Zürich fliegen. Ich versuche euch mit dem Blog in unregelmässigen Abständen auf dem Laufenden zu halten, was sich aber in der Mongolei eher schwierig gestalten dürfte. Godspeed and Farewell