White Tiger – Teil 3

Oh, es ist schon wieder so viel passiert und ich komme einfach nicht nach mit dem Blogschreiben…

Mein letzter Eintrag war von den Epupa Falls im Norden von Namibia. Ich möchte daran anknüpfen um euch den witeren Verlauf unserer Reise zu schildern.

Nach den Tagen bei den zu Angola angrenzenden Epupa Falls fuhren wir durch das Buschland zurück nach Opuwo. Die gut erhaltene Piste führte uns durch eine von Termitenhügel und büschen geprägte Landschaft in diese dynamische Stadt im Norden Namibias. Die zwei Hauptkulturen, Himbas und Hereros, ziehen im Einklang durch die Strassen, erledigen Geschäfte oder den Einkauf. Überall stehen kleine Wellblechhäuschen am Strassenrand, bieten einen Haarschnitt oder Fleischeintopf mit Pap, einem aus Maismehl und Wasser bestehenden Brei, an. Wir erledigen die nötigen Einkäufe und fahren ostwärts zum Etosha Nationalpark. Die Fahrt da hin war nicht sehr abwechslungsreich; der Höhepunkt bildete wohl die Polizistin, die uns am Veterinärtor angehalten hat und fragte, ob wir eine gute Fahrt von den Epupa Falls hier her hatten. Anscheinend kennt man uns bereits…
In Namibia gibt es die sogenannte ‘Red Line’. Diese Linie markiert eine wichtige Grenze im Veterinärwesen, da es nördlich davon noch immer die Maul- und Klauenseuche gibt. Alle Tiere südlich dieser Linie sind für die kommerzielle Schlachtung und den Export freigegeben. Zudem, so sagt man, stelle diese Linie auch die Grenze zwischen erster und dritter Welt dar. Tatsächlich ist der Unterschied gerade in Namibia zwischen den Gebieten der San oder Bushmen und der Kolonialgebieten enorm zu spüren. Sieht man im südlichen Teil prunkvolle Häuser, die neuesten Pick-ups und richtige Städte so wandeln sich diese über der Red Line in kleine Hütten aus Stroh und Eselskarren.

Beim westlichen Galton Gate des Etoshas erkundigten wir uns über den Nationalpark und haben einen geeigneten Schlafplatz in der gegenüberliegenden Seitenstrasse gesucht. Als wir plötzlich auf einem Campingplatz standen, machten wir kehrt und fuhren zu einem Wasserloch, welches wir bei der Hinfahrt schon gesehen haben. Ich traute meinen Augen kaum, als sich vor uns eine Szene von Giraffen, Zebras, Impalas und Springböcke beim abendlichen Trunk abspielte. Die Sonne versank feuerrot und verlieh dem unglaublichen Schauspiel die perfekte Atmosphäre, wie man sie wohl nur aus Lion King kennt.

Frühmorgens sind wir aufgebrochen und haben uns vor dem noch verschlossenen Tor Frühstück zubereitet. Der westliche Teil des Etoshas war bislang nur den von offiziellen Tourguides geführten Gruppen zugänglich. Diese Bestimmung wurde jetzt aber geändert und uns somit ermöglicht, von West nach Ost durch den riesigen Park zu fahren. Gleich am ersten Wasserloch nach unserer Einfahrt hat Kathi in den Büschen ein Rudel Löwen entdeckt. Wir fuhren über kalkig-weisse Strassen durch Herden von Antilopen, bestaunten staubaufwühlende Büffelherden, sich mit Schlamm bespritzende Elefanten und Dornenbusch essende Giraffen, in der weiten Ebene grasende Springbokherden und die über uns fliegenden Adler. Der Campingplatz in Okakuejo war modern und hatte ein beleuchtetes Wasserloch. Nach dem Abendessen haben wir uns also mit einer Flasche Wein zum Wildlife TV schauen hingesetzt. Hyänen, eine sich vorsichtig nähernde Giraffenfamilie, selbst eine Nashornmutter mit ihren Kleinen kamen aus dem Busch um im Schutze der Nacht zu trinken.
Ich war gerade am Zähneputzen, als Kathi angerannt kam und sagte, dass es Löwen am Wasserloch hätte. Wir haben natürlich alles stehen und liegen gelassen und sind zum Wasserloch gerannt. Es war ein Spektakel; das junge Löwenmännchen war der Einzige am Wasser, die Weibchen haben den Schatten eines nahegelegenen Baums genossen. Links vom Loch stand ein Impala-Paar, das sich nicht wagte, sich zu bewegen. Einige hundert Meter entfernt war eine Gruppe Kudus, die ihren Durst wohl auch gerne gestillt hätten und dann kam noch eine grosse Herde Zebras von rechts eingelaufen. Die Szene könnte ohne weiteres aus einer David Attenborough – Dokumentation stammen. Alle Tiere wussten natürlich von einander und so entstand diese Situation vom mächtigen Löwen, umgeben von in sicherem Abstand stehender Beute.
Der Ostteil des Parks fanden wir verglichen mit dem Westteil nicht sehr spannend, eine hohe Zahl an Touristenautos versperrte die Sicht und hat zum Teil sogar Tiere verscheucht. Trotzdem war auch der östliche Teils einen Besuch wert.
Nach drei Tagen in dem Aushängeschild aller Safariparks waren wir dann allerdings auch froh, dass das Tiere-gucken vom Landschaft-gucken abgelöst wurde.

Nach einer Nacht beim ‘Big Baobab Tree’ mit Lagerfeuer und Ratespielen fuhren wir weiter nach Rundu. Die Stadt befindet sich ganz im Norden und markiert den Beginn des Caprivizipfel. Die Landschaft ist geprägt vom einzigartigen Kavango, welcher später in Botswana zum Okavango wird und dort in einem riesigen Delta im Boden versickert. Einmal mehr haben wir uns auf dem Weg zum Campingplatz einfach ein paar Meter neben der Strasse in die Büsche gestellt. Als wir für den Abwasch am nächsten Morgen wieder in den Camping fuhren, habe ich Bekanntschaft mit einem ausgewanderten Österreicher geschlossen, welcher angeboten hat, uns ein bisschen mit seinem Boot herumzufahren und uns das Tigerfischen zu zeigen. Es war nämlich gerade ein afrikaweit bekannter Fischerei-Wettbewerb mit über 60 Booten im Gange. Es hat riesigen Spass gemacht, mit der kleinen Aluschale, getrieben von satten 300PS, über das spiegelglatte Wasser des Kavango’s zu blochen!

Weiter durch den Caprivi Streifen haben wir einen Stopp bei den Pupa-Falls eingelegt, diese waren jedoch verglichen mit den Epupa-Falls absolut unspektakulär und hatten ein totales Gefälle von lediglich 3 Metern. Trotzdem nutzten wir die Gelegenheit um uns mit einem Bad in einem Seitenarm des Flusses zu erfrischen und Anna hat gleich noch einige Kleider gewaschen.
Die San im Caprivistreifen leben in kleinen Gemeinschaften, wie man sie aus dem Bilderbuch kennt. Die Häuser sind rund mit einem Durchmesser von drei bis vier Metern. Die Wände bestehen aus einem Holzgeflecht und eine Schicht getrockneten Lehms dient als Isolation. Ein struppiges kegelförmiges Dach aus Stroh bildet den Abschlusss und schützt gegen die vor allem im Sommer heftigen Regenschauern. Normalerweise stehen um die vier Häuschen zusammen zwischen dichtem Buschwerk und bilden so das Dorf einer einzigen Familie.

Einige wenig ereignisreiche Tage später sind wir über die Grenze nach Botswana gefahren. Wir haben uns entschieden, anstelle der Asphaltstrasse den Weg durch den Chobe Riverfront NP einzuschlagen. Direkt nach dem Grenzhäuschen biegt die sandige Piste ab und keine 10 Minuten im Land hat (na wer wohl?) unser Adlerauge Kathi eine Löwin entdeckt. Die Strasse führt an einem Hügel entlang, ein weites flaches Sumpfgebiet und den Chobe River überblickend und bietet sagenhafte Tierbeobachtungen. Der Chobe NP hat eine der grössten Dichte an freilebenden Elephanten. Es gibt so viele Tiere, dass es regelmässig Nahrungsknappheiten untereinander gibt. Wir hatten Glück, war die Regenzeit sehr trocken, denn dadurch versammelten sich die Tiere alle um den Chobe Fluss. Erzählungen zufolge, kann man Pech haben und im ganzen NP auf keinen einzigen Elephanten stossen. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir dann in Kasane am anderen Ende des Parks eingetroffen. Wenn mich die Leute heute fragen, was mir denn am besten gefallen hätte, kommt der Chobe Riverfront NP an vorderster Stelle.
Ein bisschen ausserhalb der Stadt haben wir uns einquartiert und dort beim abendlichen Bier einige Locals und Expats kennengelernt. Johan, ein südafrikanischer Marketingbeauftragter verschiedener Lodges hat uns eingeladen, mit ihm nach Livingstone zu fahren. Er habe einen Tag voller Meetings und wir könnten ja in der Zwischenzeit die Victoriafälle in Zambia besuchen.
Trotz einigen Kopfschmerzen am nächsten Morgen sind wir also zusammen aufgebrochen. Über den Zambesi ging es durch das Vierländereck mit der Fähre nach Zambia. Die Fahrt dauert nicht lange, ist aber ein Knotenpunkt des Schwertransports im südlichen Afrika. Da Johans Kontakt auf der Zambischen Seite Verspätung hatte, sind wir schon einmal mit einem Fremden vorgefahren, welcher uns allerdings direkt zu den Fällen gebracht hat. Die Victoriafälle sind absolut atemberaubend – kann ich mir vorstellen. Viel davon hat man allerdings nicht gesehen, da dichter Sprühnebel die Sicht auf die herunterstürzenden röhrenden Wassermassen behinderte. An einigen Stellen prasselte der Nebel sogar in Form von Regen auf uns nieder und ich war froh, einen wasserdichten Rucksack dabeizuhaben. Wir haben Johan am ausgemachten Treffpunkt wieder getroffen und sind mit ihm nach einem Mahl in Livingstone wieder zurück nach Kasane gefahren. Er hat mit uns noch eine kleine Rundfahrt durch die Stadt gemacht und gezeigt, wo die Locals in einer warmen Quelle badeten. Ich muss jetzt schon schmunzeln; auf jeden Fall sind die hot springs nur eine schlammige Pfütze zwischen ein bisschen Gras. Wir wollten eigentlich nicht darin baden, sind also mit Hosen und Schuhen über die spärlich verteilten Holzbalken zu der Pfütze hin balanciert. Anna hat einen Fehltritt gemacht und sank mit einem kompletten Bein im Schlamm ein! Ach haben wir gelacht…

Am nächsten Tag sind wir dann weiter durch den eigentlichen Chobe NP richtung Savuti / Moremi gefahren. Der Park war nicht sehr spektakulär, immer mal wieder sahen wir Antilopen, Elephanten, Giraffen und Zebras. Die Strasse war eher schlecht und holprig. Nach einer Weile sahen wir ein Auto vor uns auf der Strasse stehen. Sein Landrover hatte ein Problem mit der Luftfederung. Da es keinen Weg drum herum gab und er sein Auto nicht wegfahren konnte, haben wir einfach zur Axt gegriffen und eine Schneise in die Büsche geschlagen. Zwischen uns und dem Pannenauto war noch eine holländische Familie, deren Mutter uns mit grossen ungläubigen Augen anschaute, als Kathi sich hinters Steuer setzte und den Tiger souverän am Hindernis vorbeilotste. Da wir nichts weiter für den Südafrikaner tun konnten, sind wir weiter gefahren und haben in Savuti Bescheid gesagt.
Die letzten Stunden im Park sollten ein Vorgeschmack werden, was mich in der Kalahri erwarten würde. Mit 30 über eine sandige, hügelige Piste, jeder kleinste Fahrfehler wird sofort mit einem Scheppern aus dem Laderaum bestraft. Schlussendlich sind wir völlig fertig zum Park rausgefahren, als wir gesehen haben, dass der Diesel im Laderaum ausgelaufen ist und sich alles damit vollgesogen hat. Wir sind zu einem kleinen Camping am Fluss gefahren und haben den Laderaum komplett ausgeräumt und mit Wasser gesäubert. Es war bereits dunkel, als wir die Fahrt wieder aufnehmen konnten. Nur wenige Minuten entfernt war ein kleiner Rastplatz bei einer Brücke, den wir aber ausgeschlagen hatten. Die Gefahr, von den Flusspferden überrascht zu werden, erschien uns zu gross. Also sind wir etwas weiter gefahren und haben neben einer unbefahrenen Strasse in den Büschen geparkt. Nach einem leckeren Kürbis-Eintopf wollten wir gerade Wasser für Tee aufsetzen, als wir die Löwen gehört haben. Löwen können einerseits ohrenbetäubend laut Brüllen oder aber ganz spezielle Geräusche von sich geben, die eher einem Winseln ähneln. Es gibt eine einzige Möglichkeit, die Attacke eines Löwen abzuwehren; ruhig stehen bleiben und dem Raubtier direkt und eindringlich in die Augen schauen. Macht man eine falsche Bewegung, richtet man sein Blick ab oder dreht dem Tier gar den Rücken zu, ist das ein fast sicheres Todesurteil – so wurde uns jedenfalls gesagt. Da es schon dunkel war, konnten wir die Löwen aber gar nicht sehen, doch wir wussten, dass sie uns umkreisten. Noch bevor wir das erste Geräusch vernommen haben, wurde es um uns gespenstisch ruhig. Das Zirpen der Grillen und der Gesang vereinzelter Vögel verstummte augenblicklich. Da wussten wir, dass seine Anwesenheit alleine den anderen Tieren so viel Respekt entlockte, dass der Titel ‘König der Tiere’ absolut gerechtfertigt ist. Mit einem etwas flauen Gefühl haben wir uns etwas später ins sichere Zelt zurückgezogen und das Zähneputzen für einmal ausgelassen. Am nächsten Morgen haben wir dann auch unweit unseres Nachtlagers drei Löwenspuren auf der Strasse entdeckt. Wir wollten einen Abstecher ins Moremi Game Reserve machen, welches im östlichen Einzuggebiets des Okavangodeltas liegt. Irgendwie konnten wir aber das Eingangstor nicht finden und nach etwa zwei Stunden auf einer stellenweise überfluteten Strasse. sind wir umgedreht und Richtung Maun gefahren. Maun ist sozusagen das Tor zum Delta und wir haben uns in einem Backpacker bei der alten Brücke einquartiert. Nach über drei Wochen unterwegs in unserem Tiger haben wir ein paar Tage Auszeit gebraucht. Mein Plan war ursprünglich, die Mädels in Maun abzuladen und dann auf eigene Faust weiter in den Süden zu fahren. Anna wollte zurück nach Livingstone in Zambia und von dort mit dem Zug zurück nach Malawi. Kathi ist auf direktem Weg nach Gaborone und von dort weiter nach Johannesburg um ihren Rückflug nach Österreich zu erwischen. Wie man so schön sagt, werden Pläne gemacht um sie wieder zu verwerfen. Ich habe schlussendlich 5 Nächte in Maun verbracht. Mit Anna und zwei Israelis haben wir einen wunderschönen Ausritt ins Delta gemacht, mit einem etwas verdattertem Guide, welchem wir um die Ohren galloppiert sind. Auch als ich alles gepackt hatte und weiterziehen wollte, haben mich die Mädels noch zu einem Rundflug über das Delta überredet. Wer einen Überblick über das riesige Gebiet haben möchte, kommt um einen Rundflug kaum herum. Der 50 minütige Flug in einer einmotorigen Cessna war sehr gut investiertes Geld und war auch ein gelungener Abschluss unserer Reise zusammen als Team.

Ich möchte nicht zu viel in diesen Eintrag packen, verspreche euch jedoch, den Rest der Reise im white Tiger baldmöglichst niederzuschreiben.

Momentan sitze ich seit etwa 14h in einem Bus, der mich nach Nampula im Norden Mozambiques bringt. Es fehlen noch sehr viele Stationen und ich weiss, dass ich in letzter Zeit nicht fleissig genug war mit dem Blogschreiben, aber es war einfach sooooo viel los 🙂

White Tiger – Teil 2

Ich fuehle mich momentan gerade ueberhaupt nicht nach Blog schreiben, doch nach einigen erholsamen Tagen in Maun am suedlichen Ende des Okavango Deltas fuehle ich mich verpflichtet, die bisherigen Geschehnisse festzuhalten.

Der letzte Eintrag endet mit unserer Fahrt nach Walvis Bay. Die Fahrt dorthin fuehrte durch karge Wueste ohne eine einzige Pflanze. Die Sandkoerner glaenzten im hellen Licht der Mittagssonne. Das Quecksilber hat die geschaetzte 40 Grad Grenze bei weitem ueberschritten. Doch je mehr wir uns dem Ozean naeherten, kam eine erfrischende Kuehle dazu. Schon von Weitem sahen wir den Grund dafuer; ein dichter Nebel huellt den gesamten Kuestenstreifen in ein gespenstiges Grau. Auf den letzten 5 Kilometern kuehlte es um mindestens 20 Grad ab und die heisse Wuestenluft verwandelte sich in ein von Zuhause gut bekanntes Grau in Grau. Die Hafenstadt Walvis Bay ueberzeugte uns nicht wirklich und so sind wir ohne Pause direkt auf die vorgelagerte Halbinsel namens Pelican Point gefahren. Ein Einheimischer sagte jedoch, dass wir aufpassen muessen, um nicht im dichten Sand stecken zu bleiben. Tatsaechlich fuehrte eine feste Strasse an einer Saline vorbei und ab dem Abzweiger zum Pelican Point gab es nur noch Fahrrinnen im tiefen Sand. Ich habe sogleich in den Allradmodus gewechselt und wir meisterten die 20km einigermassen problemlos. Ein schwarz-weisser Leuchturm thronte ueber der Sandbank und zeigte uns das Ende der Strecke an. Um nicht im tiefen Sand stecken zu bleiben, fuhren wir gleich in die Auffahrt einer luxurioes anmutenden Lodge, doch diese lag einige Meter erhoeht und in dieser kaum merklichen Steigung nuetzte alles kuppeln und schalten nichts mehr; wir haben uns eingebuddelt. Nach einigen Versuchen kamen auch gleich die Koeche in Arbeitskleidung angerannt und haben uns mit purer Muskelkraft geholfen uns zu befreien. In einem etwas verdichterten Stueck blieb ich stehen und erstmals konnten wir die Umgebung auf uns wirken lassen. Auf der Meerseite tummelten sich Robben im Wasser und surften sogar in den Wellen. Die lustigen Tiere sind aus dem Wasser gesprungen und haben sich ueberschlagen. Ein wenig weiter sahen wir dann riesige Robbenkolonien und das Spektakel nahm seinen Lauf, als wir uns einer Kolonie von etwa 800 Tieren naeherten. Die traege Masse verschob sich langsam aber laut quitschend ins Wasser, wo sie fuer ein riesiges Gewusel sorgten. Um nicht noch weitere Tiere zu stoeren, beschlossen wir an den stinkenden Kadavern vorbei zurueck zum Auto zu marschieren. Noch immer den Gestank der verendeten Robben in der Nase rochen wir unser ebenfalls nach durchgebrannter Kupplung stinkendes Auto von weitem. Vorbei an einbeinig im Wasser stehenden und nach Krebschen fischenden Flamingos ging es in die Stadt zurueck, wo sich Kathi nach dem Verlust ihrer Kamera auf den Duenen des Sossusvleis eine neue kaufte.

Etwa eine halbe Autostunde noerdlich von Walvis Bay gelegen, liegt die “deutsche” Stadt Swakopmund. Deutsch insofern, dass die Haeuser massgeblich von der deutschen Architektur gepraegt sind und ein Grossteil der Einwohner noch immer deutscher Abstammung ist oder zumindest Deutsch sprechen. Wir haben uns nach Tagen des Bush-Campens endlich mal auf einen Campingplatz gestellt und die Chance genutzt um Waesche zu waschen und unseren Freunden zu Hause via Internet ein Update geben zu koennen. Kathi und ich haben am fruehen Abend noch ein wenig die Stadt erkundet und haben uns ein leckeres Abendessen in einem Restaurant am Strand bestellt. Erstmals seit Beginn der Reise hatten wir eine Auseinandersetzung, welche wir aber am naechsten Tag mit einem klaerenden Gespraech entschaerfen konnten. Am darauffolgenden Morgen haben wir den Welwitschia Drive in Angriff genommen. Der Name stammt von der Welwitschia Pflanze, welche mehrere hundert Jahre alt werden kann und deren zwei sich am Boden windenden Blaetter einen Durchmesser von mehr als zwei Meter erreichen koennen. Eine weitere Attraktion war die Moonlandscape, von der man sagt, dass die Amerikaner an genau jenem Ort die Mondlandung im Jahre 1969 gefilmt haetten. Die Moonlandscape ist ein flacher Canyon von mehreren Kilometer Ausdehnung. Wir sind dann nochmals in die Stadt gefahren um etwas zu essen und einen Kaffee zu trinken und am spaeten Nachmittag weiter Richtung Norden gefahren, wo wir uns direkt am Strand neben einem Wrack fuer die Nacht eingerichtet haben.

Beim Fruehstueck wurden wir auf einen Wal aufmerksam, der dicht entlang der Kueste direkt vor unserem Schlafplatz vorbeigezogen ist. Nach diesem wundervollen Start in den Tag sind wir weiter in den Norden nach Henties Bay gefahren um noch einige Einkaeufe zu taetigen und unser Auto vollzutanken. Wir haben das Spiel der Marine beim Aussteigen aus einem Bus gesehen und wollten natuerlich wissen, was der Anlass dafuer ist. Gleich wurden wir von einem Organisator der Parade informiert, dass Henties Bay den Tag der 25-jaehrigen Unabhaengigkeit von Deutschland feierte und wir wurden mit Tshirts, Fahnen und Schirmmuetzen eingedeckt. Anna und Kathi haben noch einen Kaffee getrunken und so kam es, dass ich als einziger Weisser bei der Parade durch die Stadt mitgelaufen bin. Begleitet durch die Marschmusik der Kapelle bin ich tanzend mit einem Maedchen, welches Gefallen an mir gefunden hatte, an den Schaulustigen vorbeigelaufen und wir haben uns nach etwa 20 Minuten im oertlichen Sportstadium eingefunden. Da gab es einige Feierlichkeiten, welchen wir beiwohnten bevor wir uns dann weiter auf den Weg nach Spitzkoppe gemacht haben. Vom Meer abgewandt fuhren wir durch Trockensavanne zu dem Bergmassiv, welches sich mitten im Nichts 700m aus dem Grund erhebt. Nach einer kurzen Beratung haben wir beschlossen, uns fuer eine Nacht im Camping am Fusse der Berge niederzulassen. Wir sind ein wenig umherspatziert, haben Fotos in der imposanten Steinbruecke gemacht und uns in den Rock Pools vergnuegt. Im Allgemeinen genossen wir die Ruhe und Kraft der uns umgebenden Bergspitzen und sassen Abends noch lange zusammen am Lagerfeuer.

Die Spitzkoppe sind nebst dem imposanten aus dem Nichts ragenden Berge auch fuer die Hoehlenmalereien der San bekannt. Wir konnten am naechsten Tag fuer wenig Geld einen Guide anheuern und durften somit auch die Malereien bewundern. Trotz des geschaetzten Alters von mehr als 4000 Jahren war die aus Blut, Faekalien und Pflanzensaeften hergestellte Farbe noch deutlich erkennbar und wir konnten das Nashorn, den Elefanten, den Strauss und einige weitere Tiere problemlos identifizieren. Jedes dieser Tiere hat eine Bedeutung, das Nashorn zum Beispiel zeigt in Richtung der Rock Pool, also deutet auf eine Wasserquelle hin. Nach einer erfrischenden Dusche fuhren wir weiter landeinwaerts richtung Twyfelsfontain. Erstmals wurde die Vegetation etwas ueppiger, das Gruen der Akazien leuchtete inmitten des schimmernden Grases in der roten Erde. Am Strassenrand sahen wir nebst lokalen Hererofrauen, welche Puppen und Koerbe verkauften, einen Autofahrer mit Panne, welchen wir mit Wasser, einigen Aepfeln und etwas Geld versorgten. Als wir etwas spaeter einen weiteren Typen mit Panne entdeckten wurden wir langsam misstrauischer, beim Dritten wurde uns dann endlich bewusst, dass wir abgezockt wurden. Der Tag war schon weit fortgeschritten, als wir in Twyfelsfontain angekommen sind. Nach einem kurzen Halt in der Lodge, aus der das gesamte “Dorf” besteht, fuhren wir weiter zum verbrannten Berg. Die regulaere Schotterpiste endet hier und ein ausgewiesener 4×4 Track fuehrte etwas weiter in die wieder karge Landschaft hinein. In der Annahme, dass nicht viele Leute diesen Weg fahren wuerden, sind wir einige Meter reingefahren und haben uns in einer Ebene hingestellt um Abendessen zu kochen. Spaeter in der Nacht haben wir uns nach etwas Wein und Schnapps auf das Dach des Autos gestellt und unter leuchtenden Sternen zu der lauten Musik aus dem Radio getanzt. Es war ein traumhaftes Ende eines langen und ermuedenden Tages.

Mittlerweile wurde unser Tagesrhytmus von der Sonne bestimmt und wir sind kurz vor Sonnenaufgang aufgewacht. Nach einem kurzen Fruehstuck haben wir nochmals den verbrannten Berg besucht und sind dann weiter zum Huab River gefahren. Mein Vater gab mir den Tipp, dass im Flussbett Elefanten leben und wir wollten diese um jeden Preis sehen. Leider hatten wir kein Bargeld mehr bei uns und so sind wir ohne Guide auf gut Glueck in den ausgetrockneten Flusslauf reingefahren. Wir hatten Glueck! Nach etwa 5 Kilometern sahen wir ein Safari Auto und die besagten Elefanten. Es waren bestimmt ueber 25 Tiere da inklusive Jungen. Wir konnten uns bis auf etwa 15 Meter an die gemaechlichen Tiere annaehern und haben die Riesen lange beobachtet. Es ist ein faszinierendes aber zugleich auch beaengstigendes Gefuehl, von den groessten Landsaeugetieren mitten in der Wildnis umgeben zu sein. Voellig ueberwaeltigt von dem Gesehenen sind wir dann weiter durch ein von Tafelbergen gepraegtes Gebirge gefahren. Kurz vor Sesfontain hatten wir dann in Warmquelle einen weiteren Platten, welchen wir trotz der sengenden Mittagshitze im Nu reparieren konnten. Im Fort Sesfontain konnten wir unseren Wasserkanister auffuellen und sind noch etwas weiter in die Berge gefahren. Es war relativ schwierig, einen Rastplatz zu finden. Nach einiger Zeit haben wir dann ein Plaetzchen in einem Tal gefunden und das Abendessen zubereitet. Schon beim Essen trampelten Kuehe keine 10 Meter an uns vorbei und die ganze Nacht war das Trotten und Muhen der Kuehe zu hoeren.

An dieser Stelle moechte ich den Leser beruhigen, ich werde nur noch einen weiteren Tag beschreiben bevor ich fuer heute Schluss mache.

Beim Fruehstueck habe ich einen Riss in der Seitenwand des Pneus bemerkt, welcher wohl von einem Stein kommen musste. Wir beschlossen, nicht mehr allzuweit auf diesem Reifen zu fahren, welcher im Falle einer Explosion ein betraechtliches Sicherheitsrisiko darstellte. Die Gegend rund um Opuwo und dem Kaokoveld wurde zunehmend belebter. Ueberall in den Bueschen wohnten Menschen in kleinen Lehm- und Holzhaeusern und neben der Strasse trieben Bauern die Kuh- und Ziegenherden voran. Als uns eine Gruppe von 4 Jungs auf Esel geritten entgegenkamen und uns nach Wasser fragten, haben wir die Gelegenheit gepackt und einen kleinen Ritt auf dem gesattelten Esel unternommen. Im Gegenzug fuer das gespendete Wasser gaben sie uns eine Flasche ziemlich saeuerlicher Milch. In den Doerfern sahen wir die bekannten barbusigen Himbafrauen und zwei junge Maedchen haben uns nach Kleidung gefragt. In Opuwo konnten wir dann einen neuen Reifen aufziehen und uns nochmals mit Lebensmitteln und Benzin eindecken. Wir sind dann weiter zu den Epupa Falls an der Grenze zu Angola gefahren und haben dort mit den oertlichen Kindern gebadet. Anna hatte sich die Haare im afrikanischen Stil flechten lassen, waehrend ich mich mit einem Bier in der Hand in den Pools erfrischt habe. Die Epupa Falls, so sagt man, seien der kleine Bruder der Victoria Falls und nach einem kurzen Spaziergang eroeffnete sich uns die gesamte Pracht der Wasserfaelle. Ueber einen Kilometer in der Breite stuerzt sich das Wasser in vielen kleinen Baechen etwa 15 Meter in die Schlucht. Wir sind etwas weiter Flussaufwaerts gefahren und haben uns am Ufer des reissenden Flusses unter riesigen Palmen niedergelassen. Einige Meter neben uns war ein kleines Camp von Strassenbauern, welche uns ueber das dort lebende Krokodil unterrichtet haben. Wir genossen einen wundervollen Abend bei Kerzenschein und Lagerfeuer, natuerlich immer auf der Hut vor dem Krokodil. An diesem Abend beschlossen wir, noch einen weiteren Tag an diesem magischen Ort zu bleiben.

Ich finde, das reicht jetzt erst Mal wieder und ich moechte noch einen kurzen Ausblick auf den naechsten Bericht geben. Nach dem Besuch eines Himbadorfes sind wir weiter durch den Artenreichen Etosha National Park gefahren und durch den Caprivizipfel nach Botswana eingereist. Von Kasane aus haben wir die maechtigen Victoria Falls besucht und sind weiter durch den Chobe NP nach Maun gefahren, wo ich momentan bin. Ich werde aber heute Anna und Kathi verlassen und reise mit zwei Israelis im Konvoi durch die endlosen Salzpfannen des Makgadikgadi NP bevor ich die Central Kalahari Wueste durchquere. Bilder gibts leider nur wenige hier, auf meiner Facebookseite versuche ich jedoch immer die Besten hochzuladen. Vielen Dank fuers Lesen, bis zum naechsten Mal.

 

DSC09499

Epupa FallsDSC09485

HimbaDSC09305

SpitzkoppeDSC09390

Huab River ElefantenDSC09268Feier in Henties Baz

 

White Tiger – Teil 1

Der Start unserer Reise in Kapstadt liegt eine gefühlte Ewigkeit zurück. Ich sitze jetzt gerade am Lagerfeuer, die Sonne hat sich für heute schon seit Stunden verabschieded und die Mädchen haben sich schlafen gelegt. Alles begann im Hostel in Kapstadt wo ich Anna, eine fesche Österreicherin aus Lienz getroffen habe. Da sie bereits seit Oktober letzten Jahres in Afrika weilt, habe ich sie auf meine geplante Fahrt in einem 4×4 Auto durch Namibia und Botswana angesprochen. Nach erstaunlich kurzer Bedenkzeit und dem Abwägen der ungefähren Kosten hat sie provisorisch zugesagt. Sie meinte, dass eine ihrer Freundinnen in Österreich bestimmt auch Interesse daran haben würde und überbrachte ihr den Vorschlag. Kurz darauf habe ich Offerten verschiedener Autovermieter verglichen und schliesslich unser Wunschauto für 40 Tage reserviert. Nicht viel später habe ich Kathi auch schon am Flughafen in Kapstadt abgeholt. Bereits nach den ersten Minuten hatte ich ein gutes Gefühl und wusste, dass die Reise in diesem Team ein Erfolg werden würde. Ausgemacht wurde, dass wir über Namibia hochfahren und Anna und Katharina etwa nach drei Wochen auf Höhe der Victoria Falls in Sambia und Simbabwe aussteigen würden und ich alleine oder eventuell mit neuer Begleitung durch Botswana zurück nach Johannesburg fahre.

Das Auto wurde vom Sohn des Vermieters von Johannesburg nach Kapstadt gefahren und uns am Morgen des 9. April übergeben. Gleich darauf haben wir Lebensmittel für die erste Woche gekauft und uns auf den Weg gen Norden gemacht. Durch das Hinterland der Westküste fuhren wir bis kurz vor Springbok und haben da einen lokalen Bauern gefragt, ob wir auf seinem Farmgelände übernachten dürfen. Seine Tochter musste zwar übersetzen, da er nur Afrikaans spricht, doch es ging alles auf und so haben wir das erste Mal unsere Zelte unter einem doppelten Regenbogen aufgeschlagen.

Durch die karge Einöde ging die Fahrt weiter bis an die Grenze zu Namibia. Der Grenzübertritt gestaltete sich als unproblematisch und wir fanden vor Einbruch der Dunkelheit ein schönes Nachtlager etwas abseits der Strasse hinter einem Hügel. Wir haben die Gegend zu Fuss erkundet und als wir zurück zum Auto gekommen sind, vernahm Kathi ein leises Zischen beim hinteren Reifen. Ich wollte auf keinen Fall eine Panne an einem unzugänglichen Ort haben, also sind wir mit halber Luft im Pneu zurück zur Strasse gefahren. Dort habe ich das Rad demontiert und mit dem mitgelieferten Reparaturkit versucht das Loch unter riesigem Kraftaufwand zu stopfen. Leider war diese Aktion letztendlich trotz zahlreichen Versuchen nicht erfolgsgekrönt, so dass wir beschlossen haben, das Ersatzrad zu montieren. Nach einer wohlverdienten Stärkung haben wir uns nur einige Meter von der Strasse entfernt schlafen gelegt. Trotz der Nähe zur Grenze passierte uns bis zum Morgen kein einziges Auto.

Wir sind dann auf dem Ersatzreifen bis nach Ais-/ais gefahren (die /-Zeichen beschreiben Klicklaute in der Sprache der San, z.B. Zungenschnalzen), wo wir den kaputten Pneu reparieren liessen und wir uns ein Bad in den bis zu 65C heissen Quellen gönnten. Nur eine Autostunde entfernt befindet sich der imposante Fishriver Canyon. Das durch Erosion zustande gekommene Tal erstreckt sich über eine Länge von 150 km und ist an der tiefsten Stelle 550 m tief. Die Touristensaison geht in Namibia erst im Juni los und so waren wir fast die einzigen Besucher dieses südnamibianischen Landmerkmals. Auf dem Weg zum Canyon haben wir zwischen den Felsen auch unsere ersten Zebras gesehen – es sollten noch viele mehr folgen. Auf sandiger Piste fuhren wir weiter bis zum Naute Dam, ein kleiner Stausee mit einem beeindruckenden Sonnenuntergang. Wir haben den Tag mit dem von Kathi mitgebrachten Himbeerschnaps abgeschlossen, wobei jemand etwas zu tief ins Glas geschaut hatte…;-)
Wir haben uns dann, alle etwas verkatert, auf den Weg nach Lüderitz gemacht und hinter dem Wüstenstädchen Aus die wilden Pferde und Oryxantilopen beobachtet. Der gesamte Südwesten Namibias wird von der Wüste Namib bestimmt und wir waren froh, als wir hinter den Sanddünen der ältesten Wüste der Welt den Nebel Lüderitz’ sahen und die Luft zunehmend salziger wurde. Kurz vor der Hafenstadt ist Kolmanskopp, ein ehemaliges Minenarbeiterdorf, welches nach dem Versiegen der leicht zugänglichen Diamantenminen langsam von der Natur zurückerobert wurde. Heute dient es als anschauliches Beispiel einer Geisterstadt. Der gesamte Küstenstreifen von der südlichen Grenze bis Lüderitz ist Sperrgebiet und nur mit spezieller Erlaubnis befahrbar. Grund dafür ist eines der grössten Diamantenvorkommnisse unserer Erde. Gerüchten zufolge konnte man vor hundert Jahren im Mondschein die Diamanten im Wüstensand schimmern sehen und einfach auflesen.

Lüderitz selbst war wie viele Küstenregionen Namibias in dicken Nebel eingehüllt und das Thermometer fiel in den letzten 5km um gute 25C. Zudem war bei unserer Einfahrt Sonntag und die deutsch-geprägte Stadt glich selbst einer Geisterstadt. Sämtliche Geschäfte waren geschlossen und wir traffen auf den Strassen der gesamten Stadt nur auf 4 Menschen. Um dieser trostlosen Gegend zu entkommen, fuhren wir weiter auf die Halbinsel und statteten dem bekannten Speedstrip einen Besuch ab. An diesem für mich speziellen Ort wurde ein Kanal ausgehoben, wo sich jedes Jahr Windsurfer und Kiter zur Jagd auf den Rekord des schnellsten windangetriebenen Wasserfahrzeugs treffen. Der momentane Rekord liegt übrigens bei über 105 km/h und wurde an genau diesem Ort von einem französischen Kiter aufgestellt. Eine freundliche Rezeptionistin des Campingplatzes hat uns auf eine versteckte Bucht aufmerksam gemacht, wo das freie Campen kein Problem war.

Die Kälte in den Knochen waren wir froh, als es am nächsten Morgen den selben Weg zurück in die heisse Namib ging. In Aus bogen wir nach Norden ab und durch den kürzlich gefallenen Regen sprossen saftig-grüne Grashalme aus der roten Erde, was für einen unwirklichen Kontrast sorgte. Durch lavaüberströmte Berge ging es vorbei an Geiern, Oryx und Wanderfalken zu dem Duwisib Castle mitten in einem grünbewachsenen Tal. Um der Natur ein Stück näher zu sein, sassen wir abwechslungsweise auf dem Dach des Autos, welches mit über 80 km/h über die Schotterpiste bretterte. Anna sass auf dem Dach, als wir beim Castle angekommen sind und die Mitarbeiter verpassten ihr kurzerhand den Spitznamen “Monkey”, was für einige Lacher sorgte. Das Castle selbst war durch den Einfluss der Deutschen geprägt, stiess bei uns allerdings nicht auf wahnsinnige Begeisterung.

Duwisib Castle

Nach einer weiteren Nacht in einem Tobel am Strassenrand (die kilometerlangen Zäune entlang der Strassen macht ein Entfernen von derselbigen beinahe unmöglich. Trotzdem fühlt man sich in der Wildnis, da sowieso niemand vorbeifährt) und einigen unheimlichen Geräuschen fuhren wir in das Gebirge des Namib-Naukluft Parks und wanderten entlang des 10km langen Olive Trails. Die Bewegung nach den langen Passagen des im-Auto-sitzens war eine willkommene Abwechslung. Um möglichst nahe am Tor des Sossusvleis zu sein, fuhren wir am selben Tag noch weiter, bis wir etwa 30 km vor Sesriem bei Einbruch der Dunkelheit unser Nachtlager unter einem Baum neben der Strasse errichteten. Unser Wasserkanister konnten wir in einer luxuriösen Lodge auffüllen und somit waren wir gewappnet für den Ausflug zu den weltbekannten Dünen des Sossusvleis am nächsten Morgen. Nach dem Abendessen wollten wir gerade den Schlummertrunk einnehmen, als etwa zwei Meter von unseren Füssen entfernt ein Skorpion versuchte, ein zusammengeknülltes Taschentuch mit seinem Stachel zu töten. Wir sind wie von der Tarantel gestochen (haha) hochgeschreckt und haben uns auf der fest installierten Sitzbank in Sicherheit gebracht. Mit Hilfe unserer Stirnlampen haben wir den Skorpion nie aus den Augen gelassen, ausgetrunken und uns mit einem etwas flauen Gefühl in der Magengegend ins Zelt verkrochen.

Die rot leuchtenden Sanddünen des Sossusvleis kommen in der Morgensonne am schönsten zur Geltung und deshalb machten wir uns um 5 Uhr morgens zum Eingang des Parks auf. Als Erste in einer Reihe von Autos, die dem Osterstau vor dem Gotthard Konkurenz machte, frühstückten wir an der Heckklappe des Tigers und wurden zu einer Touristenattraktion des Busses hinter uns. Man stelle sich vor, 20 Leute, eingepfercht in einem Lastwagen, welcher die wichtigsten Attraktionen des Landes im Eiltempo abklappert, löcherten uns frühmorgens mit allen möglichen Fragen. Wir nahmens jedenfalls mit Humor und hoffen, vielleicht einige Personen zu einem zukünftigen Abenteuer inspiriert zu haben. Als sich das Tor dann zum Sonnenaufgang öffnete fuhren wir direkt zu den 60km entfernten Dünen um das Naturwunder vor den Massen in Ruhe bewundern zu können. Auf dem Weg kreuzten zwei Schakale die Strasse und im weiten Tal zwischen den Dünen konnte man die ein oder andere Antilope erspähen. Die letzten 4 km zum Parkplatz führten durch lockeren Sand mit tiefen Fahrrinnen. Mit unserem 4×4 Antrieb und genug Momentum kamen wir locker durch, während Fahrer von normalen Autos erst in ein Taxi umsteigen mussten. Wir bestiegen eine etwa 150 m hohe Düne und hinter der Spitze lag das noch immer im Schatten gelegene Deadvlei zu unseren Füssen. Das Wort ‘Vlei’ bedeutet See auf Afrikaans und der Blick auf die berühmte Kalkpfanne mit den abgestorbenen Bäumen, welche als Fotosujet für ganz Namibia herhalten muss, erhellte unsere Morgenstimmung. Beim Runterspringen von der Düne rutschte Katharinas Kamera aus der Tasche und war in Folge nur noch ein Stück Elektroschrott gefüllt mit Sand. Anna und ich haben dafür gleich Fotos für drei gemacht. Auf dem Rückweg machten wir noch Halt bei der Düne 45 bevor wir uns auf den Campingplatz schlichen und erstmals nach 7 Tagen duschen konnten. Mit dem verfügbaren Wasser konnten wir auch endlich das dürftig gewaschene Geschirr säubern und genossen die übrigen Annehmlichkeiten der Zivilisation, wie z.B. einen italienischen Espresso. Wir haben voll getankt und noch einen kurzen Abstecher zum Sesriem Canyon gemacht, doch nach dem gestrigen Canyon auf dem Olive Trail war Sesriem mehr Pflichtprogramm als atemberaubend. Nach dem Mittag sind wir weiter richtung Kuiseb Pass gefahren, wo wir auf einen belgischen Radler stiessen, der im Schatten eines Baums der Mittagshitze zu entkommen versuchte. Wir haben ihn mit einem eiskalten Bier versorgt und Anna hat ihn mitten auf der Strasse physiotherapeutisch am Rücken behandelt. Die Gegend um uns rum hat sich von Wüste in Trockensavanne verwandelt und nach der Überquerung des südlichen Wendekreises kamen wir in ein stark erodiertes Gebirge mit weichen Linien und furchigen Wasserläufen. Wir wollten uns eigentlich auf einen Hügel neben der Strasse stellen, haben dann aber abgehende Fahrspuren gesehen, welchen wir etwa 2 Minuten gefolgt sind und uns plötzlich vor einer Grotte befanden. Einstimmig wurde der Platz als unser nächtliches Lager erkoren. Die ganze Nacht durch hörten wir das Wiehern der Zebras.
Am nächsten Morgen fuhren wir über den schönen Kuiseb Pass und weiter durch die endlose Weite der weiss glänzenden Namib mit der Hafenstadt Walvis Bay als Ziel.

Mittlerweile ist das Lagerfeuer erloschen, der Wein ausgetrunken und Zeit für mich, ins Bett zu hüpfen. Wir sind übrigens momentan auf dem Weg zum Caprivistreifen und haben mit Himbas Wäsche im Fluss gewaschen, die Haare flechten lassen und die vielfältige Tierwelt des Etoschas bewundert. Doch dazu mehr im nächsten Teil.

DSC08852 DSC08832 DSC08873

Fishriver Canyon

 

DSC08987 DSC09054 DSC09107

Sossusvlei

 

DSC09171

The Grotto

DSC09305

 

 

Spitzkoppe