Govi – Off the beaten track

Als wir in UB ins Reisebüro der AeroMongolia liefen, mit dem Plan, einen Flug ins Altai Gebirge im Westen des Landes zu buchen, wussten wir noch nicht, dass ich diesen Blogeintrag vor dem Flughafen in Dalanzadgad unter einem improvisierten Sonnendach schreiben würde. Aufgrund des nationalen Volksfests Nadaam, welches jährlich vom 11. – 13.07 im ganzen Land, aber hauptsächlich um die Hauptstadt herum, stattfindet, waren sämtliche Flüge ausgebucht. Wir haben uns dann kurzum entschlossen, in das Städchen Dalanzadgad etwa 500km südlich von UB zu fliegen, welches als Ausgangspunkt für die meisten Touren in die Gobi Wüste dient.

Mit uns kam ein Pärchen, Samia und Laurent aus Lausanne, welche im Hostel von unseren Plänen erfahren und gleich darauf den selben Flug gebucht haben.

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Fokker 50

In DLZ angekommen, hatten wir erstmals keine Ahnung wie es weitergehen sollte. Auf dem verschlafenen Flughafen wo maximal ein Flieger am Tag landet (es ist der zweitgrösste Flughafen der Mongolei!), warten keine Taxis auf gestrandete Individualtouristen. Nach ein bisschen Rumfragen haben wir dann einen Mitarbeiter von AeroMongolia organisiert, welcher uns zu diversen Hotels gefahren hatte. Die meisten waren aber entweder zu teuer, “ausgebucht” oder existierten schlicht nicht mehr. Unser Taxifahrer kam nach etwa 5 Hotels auf die Idee, dass wir in seinem sich im Bau befindenden Zweithaus übernachten könnten. Diese Einladung nahmen wir dann auch dankend an und haben uns in dem spärlich eingerichteten Haus in einem Ger District der Stadt einquartiert. Über 7 Ecken und mit Hilfe unserer Mongolischlehrerin aus UB, welche als Übersetzerin diente, konnte uns der Taxifahrer auch gleich einen brandneuen Jeep Grand Cherokee mit Fahrer organisieren. Nach dem Zusammentreffen und organisieren der Route noch am selben Tag, ging für uns die Reise in die Gobi (Halb-)Wüste los.

Trotz Sprachbarriere konnten wir uns schlussendlich einigen

Trotz Sprachbarriere konnten wir uns schlussendlich einigen

Wir fuhren am ersten Tag nach Yolin Am. In einer Schlucht findet sich auch noch im Hochsommer eine meterdicke Eisschicht, welche erst gegen Anfang des Herbstes vollständig schmilzt. Die Eisdicke kann nach dem Winter gut 10 Meter betragen und der kleine Bach frisst sich seinen Weg unterirdisch durch. An einigen Stellen war das Eis bei unserem Besuch noch gute 3 Meter dick und wir konnten sogar in die wunderschön geformten Tunnels reinkriechen.

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Yolin Am

Danach gings weiter durch die enge Schlucht Dugany Am. Der Jeep wäre zum Teil nur wegen wenigen Zentimetern an den schroffen Felsen angekommen, doch unser Fahrer Haitu hat uns souverän durchgebracht. Am hinteren Ausgang der Schlucht fuhr er einen Hügel hoch und wir bezogen unser erstes Nachtlager. Gemäss dem Reiseführer sollten wir da auch die Ruinen eines Klosters vorfinden, doch bis auf eine kleine Stupa sahen wir nichts. Bei einem Spaziergang nach dem von unserer Spitzenköchin Katharina mongolisch zubereiteten Abendessen auf einen der zahlreichen uns umgebenden Hügel sahen wir dann das ganze Kloster, oder besser die Grundrisse davon. Denn die Mauern waren, wie so viele, während der Sovjetzeit niedergerissen worden. Auf jeden Fall war da früher eine kleine Stadt, der Grösse nach zu urteilen.

Bis auf die Grundmauern abgerissen

Bis auf die Grundmauern abgerissen

Schlafplatz bei Dugany Am

Schlafplatz bei Dugany Am

Am nächsten Morgen ging unsere Reise durch karge und steinige Steppenlandschaft weiter. Hie und da war ein Ger, eine Gruppe Kamele oder eine Schafherde zu beobachten und wenn man genau hinschaute, konnte man auch einige Adler oder Falken oder Geier (bin leider kein Vogelexperte, aber all diese Tiere sind heimisch hier) getarnt zwischen den Steinen ausfindig machen.

Nach gut 5 Stunden Fahrt und einem Radwechsel unter der sengenden Mittagssonne kamen wir zu unserem nächsten Ziel, Khongorin Els. Die Sanddünen ziehen sich von West nach Ost über 130Km mit einer Breite von bis zu 12Km und ragen bis zu 300m über den Wüstenboden.

Radwechsel

Radwechsel

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Khongorin Els

Wir haben direkt am Fuss der höchsten Düne bei einem kleinen See Platz bezogen und die Zelte aufgestellt. Gegen den Abend sind wir dann etwa 40 Minuten hochgekraxelt, teils unter Mühe, teils mit der Leichtfüssigkeit einer Gazelle. Der Ausblick, den ich vor dem letzten Meter schon über die Kuppe hatte, war so atemberaubend, dass ich fast wieder rücklings runterfiel. Auf dem höchsten Punkt der Dünenkette blickten wir auf die silbrig schimmernden, sichelförmigen Berge und Täler unter uns. Ich hatte trotz meiner Zeit in der Wüste Ägyptens noch nie so etwas gesehen. Weisse Sanddünen in der Mongolei, schöner als in der Sahara oder der Namib Wüste, wer hätte das gedacht?!?
Wir genossen diese Sicht eine Ewigkeit auf dem schmalen Grat bevor wir den steilen Hang in wenigen Minuten heruntersprangen. Nach dieser sandigen Angelegenheit brauchte ich ein Bad in dem “wenig anmächeligen” Wasser des kleinen Tümpels.

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Abends haben wir ein wenig Holz von den Bonsai-artigen Sauxalbäumen zusammengetragen und ein kleines Feuer gemacht. Das Holz hat fast so einen hohen Brennwert wie Kohle und ein kleiner Ast brennt für Stunden. Katharina und ich haben diesen Umstand ausgenutzt und ohne Zelt unter dem sternenklaren Nachthimmel und neben dem die ganze Nacht hindurch  flackernden Feuer geschlafen.

Am Feuer schlafen

Am Feuer schlafen

Spätmorgens ging die Fahrt weiter. Wir fuhren durch eine unwirklich scheinende, aus blauen, roten, türkisen und grünen Hügeln bestehende Landschaft gegen Nordwesten. In dieser Gegend der Mongolei findet sich ein riesiges Vorkommen an Bodenschätzen und die sich momentan im Aufbau befindende Mine Oyu Tolgoi (Türkiser Hügel) wird nach der Fertigstellung 2018 die grösste Kupfermine der Welt sein. Es wird eine künstliche Stadt für die Minenarbeiter geschaffen, welche einst das Zuhause von rund 30’000 Arbeitern sein wird.
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Doch ob uns der nur mongolisch sprechende Haitu diese wunderschöne Landschaft einfach nur zeigen wollte, oder sich tatsächlich verfahren hatte, wissen wir nicht. Auf jeden Fall ging es auf gleichem Weg wieder etwa 1.5h zurück. Noch am frühen Nachmittag begann es auf einen Schlag zu dämmern und ein Blick durch die Heckscheibe verriet uns auch den Grund dafür: Wir wurden von einem massiven Sandsturm gejagt! Bald hatte er uns auch eingeholt und wir wurden von einem schummrigen braunen Licht bis in die Stadt Bulgan begleitet. Dort versuchten wir den kaputten Reifen wieder zu flicken, doch irgendwie fanden wir uns dann plötzlich mit aufgestelltem Zelt im Garten des Mechanikers wieder und verbrachten dort eine regnerische Nacht.

Nachdem der Reifen am späten Morgen repariert war, fuhren wir weiter gegen Westen. Ich dachte schon, dass unser nächstes Ziel im Nordosten liegen muss, und tatsächlich fanden wir uns nach weiteren zwei Stunden Fahrt wieder in Bulgan vor. Doch dieses Mal war es wahrscheinlich gewollt, denn am Wendepunkt ragte inmitten des Nichts eine einzige kleine Sanddüne empor.

Frisches Quellwasser und endlich mal wieder abspülen

Frisches Quellwasser und endlich mal wieder abspülen

Die Fahrt ging nach einem Mittagsstopp an der lokalen Quelle weiter nach Bayanzag wo die Flaming Cliffs auf uns warteten. Die von Wind und Wasser geformten Klippen erhielten ihren Namen durch den braunroten Sandstein, der abends von der Sonne in ein feuriges Rot getaucht wird. Wir verbrachten einige Zeit mit Klettern und Fotos schiessen, bevor wir unser Lager nur unweit der Klippen neben einem Ger aufgestellt haben. Die Wolken machten uns fast einen Strich durch die Rechnung, doch gerade zum Sonnenuntergang gab es eine Lücke im Himmel und wir konnten das Spektakel fasziniert verfolgen.

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Flaming Cliffs

Flaming Cliffs

Eigentlich wollte der Fahrer nach den 5 Tagen via den kleineren Sanddünen Molzog Els zurück nach DLZ, doch wir haben noch einen Tag verlängert und nach dem Besuch der Dünen und einer Pferdemilchfarm sind wir zu Haitus Verwandten gefahren und haben dort noch einmal genächtigt.

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Heute sind wir dann zurück in die Stadt gefahren und wurden nach einem kleinen Missverständnis des weiteren Vorgehens wegen gleich neben dem Flughafen abgeladen. Wir haben gerade unser Zelt als Sonnenschutz über den Köpfen gespannt und die instabile Konstruktion hält dem stetigen Wind erstaunlich gut Stand. Wir warten hier auf den Flieger, der uns morgen früh zurück nach UB bringt. Danach werden wir nochmals aufs Land zu Saraa fahren, um mit den Mongolen einen weiteren Mini-Nadaam zu feiern. Und am 12.07. um 09.40 Uhr geht unser Flieger via Moskau zurück nach Zürich wo unsere 8 wöchige Reise endet.

Karte

Route unserer Gobi Rundfahrt

Fotos gibts hier:

https://www.flickr.com/photos/126652876@N08/

Hier noch einige wichtige Ereignisse, Erfahrungen, Momente oder was sonst keinen Platz gefunden hat im Blog:

– Natel verloren in Moskau schon am 3. Tag
– Sind in einem der meistfotografierten Brunnen nach einer Partynacht in der Morgendämmerung auf die Pferde geklettert.
– Konnten nirgends Postkarten kaufen
– Gefrorenes Bier im Speisewagen der Transsib von Moskau nach Irkutsk
– Haus in Rauch gehüllt beim ersten Versuch einzufeuern
– Schottischer Whiskey getrunken und Pfeife geraucht am Baikalsee
– Haben Nikita von Nikitas Homestay als einzige dank der ZDF Reportage erkannt
– Die Servierdüse aus dem Fahrenheit (Bar in Winterthur) war auf der Orchon Insel im gleichen Hotel
– Auch Katharina hat den Schamanenfelsen fotografiert, aber gleich wieder gelöscht
– Immer das falsche Objektiv dabei
– Kühe grasen am Sandstrand
– Konnten endlich Postkarten kaufen und haben “öppe 7 Millione gschribe”
– Haben in Irkutsk etwa 40 Minuten lang einen Supermarkt gesucht und sind dann einfach ins Irish Pub zum Abendessen
– Bekamen “mongolischen Vodka” von zwei Spaniern offeriert, ca 80% Vol. Und definitiv nicht aus der Mongolei
– Schweizer Flagge als Vorhang im Hostel
– Dank der Fotofunktion von Google Translater konnten wir in Ulan Ude das Menu im Restaurant übersetzen
– Svetlana!
– LED-Ampeln in Ulan Ude
– Getrocknete Fischli gekauft und noch nicht gegessen
– Im Zug wurden wir vom Holländer über die besten Arten der Energiegewinnung belehrt
– Konnten das Fenster öffnen!
– Haben das Postoffice an der Grenze zur Mongolei gesucht und gefunden
– Der Drogenhund war ein “Bodesurri”
– Haben auf der mongolischen Seite schon wieder 40 Minuten lang einen Supermarkt gesucht
– Eine Flasche Chinggis Vodka: 6.- CHF!
– Wurden von Dom in UB abgeholt und die Aussicht aus dem 11. Stock über die Stadt war WOW!!
– Schiffchen als Lampe
– Die Düsen des Brunnens wurden auf die Strasse gerichtet, wohl zur Reinigung!
– Mauszeiger auf einem riesigen Werbebildschirm
– Die Tür einer Jurte zeigt immer nach Süden
– Tausende Tauben im Kloster der Stadt – Katharina als Vogelhasserin hats nicht so gut gefallen wie mir
– Kaum auf dem Pferd am ersten Tag sind meines und Katharinas als Einzige zuerst mal durchgebrannt
– Farmer Stängel haben uns das Leben gerettet
– Hatten Lachs aus Kanada zum Abendessen
– Gemäss Gale sind alle die, die recyclen, Sklaven der multinationalen Konzerne
– Die für Haiti gebaute Solarlampe war super, aber der aufblasbare Beutel nach 5 Tagen kaputt > Ducttape!
– Open-Sky Plumpsklo
– Steiefel mit Brecheisen repariert
– Neues Pferd gekauft, das gleich mal an 39 (Arschlochpferd) angebunden 500km laufen musste
– Die Mongolen waren schockiert, dass Katharina – als Frau – eine Zigarette geraucht hat und Vodka und Bier getrunken hat
– Ich wurde dafür fast täglich zu Vodka eingeladen
– Haben Pancakes gekocht. Einer der Guides hat sie raus gespuckt und sich dann den Mund ausgewaschen
– Härä Adlischu
– Die Strommasten sind alle auf einem Betonsockel, die Baumstämme sind einfach nicht hoch genug!
– Die Bäume wachsen nur auf der Nordseite der Hügel
– Habe ein ausgebüchstes Pferd eingefangen
– Katharina gleich danach auch, aber sogar vom Pferd aus. Die Mongolen standen mit offenen Mündern da
– Waren die einzigen Ausländer auf einem Mini-Nadaam und sind beim Pferderennen mitgeritten
– Wurden vom Bauer weggejagt, NACHDEM wir das Zelt aufgestellt hatten Grrrrrr
– Katharina hat Rhabarber Kompott aus frisch gesammelten Stängeln auf dem Feuer zubereitet
– Wilden Schnittlauch und Zwiebeln gefunden und verkocht
– Bin mittlerweile nach vielen auch immernoch schmerzvollen Versuchen Meister im Haare zöpfeln (Buurezopf)
– Hatten selbstgemachten Yoghurt
– Flugbillet nicht online gekauft
– “who milked the cattle when they were not domesticated yet? And why didnt they explode?”
– Habe einem Pferdeschädel einen Zahn ausgerissen
– Wasserloch mit 600 Ziegen geteilt
– Stutenmilch direkt ab “Zapfhahn” getrunken
– Ride through statt drive through
– Können fliessend Russisch und Mongolisch lesen, ohne dass wir immer überlegen müssen, welcher Buchstabe wie ausgesprochen wird
– ‘Die Dichte an schönen Händen ist aussergewöhnlich hoch’ (O-Ton Katharina)
– Haben nach 6 Wochen im Zelt, in der letzten Nacht erstmals gemerkt, dass das Zelt von innen wie ein Drachenkopf aussieht (da war kein Vodka im Spiel)
– Haben 3 ‘Dry Days’ miterlebt (Kein Verkauf von Alkohol nirgendswo, weder in der Bar noch im Supermarkt)
– Wollte eine Kassiererin schmieren, mir doch was zu verkaufen, doch sie hat auf die Kamera gezeigt und Nein gesagt
– Katharina zu Boika, dem Hund von Saraas Camp, als er ihre Schuhe schnüffelt: “Dasch wie Ziitig läse, gäll?! News from UB!”
– Sind im ‘Holy-Shit’ Gallop durch einen Hagelsturm geritten
– Haben Edelweiss in der Mongolei gefunden!!!! Und zwar jede Menge!!
– Katharina ist am letzten Tag der Reise auch noch vom Pferd gefallen, ein spektakulärer Sturz. Und sie hatte danach die Edelweisse noch immer unbeschädigt in der Hand
– Katharina hat ein ‘Dinosaurier Ei’ gefunden, das gerade am schlüpfen war, als ZACK! Eiszeit. Shock freeze!
– Mein Pferd Chocolat habe ich am letzten Tag doch noch in den Renngalopp gebracht. Adrenaline rush!
– Bin am letzten Tag zwei Mal über Hindernisse gesprungen – ungewollt! (K.’s Pferd hat gebockt, deswegen ist sie ohne Pferd übers Hindernis)
– Haben Tim Cope, unsere Inspiration für die Reise (Google on the Trails of Ghengis Khaan), im Fahrstuhl in UB getroffen.
– Hatten gefühlte 50kg Übergepäck aber dank geschicktem Platzieren hat die Waage nur 16kg angezeigt 🙂