Westküste

Es ist schon wieder so viel passiert, dass es für einen Blogeintrag reicht.

Im letzten Teil war ich also in Franz Josef an der Westküste der Südinsel. Der nächste Tag war nach dem Unwetter überraschend freundlich, so beschloss ich, mir den Franz Josef Gletscher anzuschauen und zu besteigen. Der Gletscher ist ein Touristenmagnet und so war ich bei weitem nicht der Einzige mit dieser Idee. Ich folgte der Karawane der Campervans bestehend aus allen möglichen Mietwagenfirmen und fand mich auf einem gut ausgebauten Kieselparkplatz wieder. Von da ging es etwa 20 Minuten bis zum Gletscher, doch durch die Unwetter wurde uns der Zugang zum Gletscher verwehrt. Wir konnten nur bis ca. 1.5km an das Eis ran. Na gut, dann fahre ich eben die 30km zurück in den Süden zum Fox Glacier und versuche mein Glück dort. Aber auch dort dieselbe Situation, man konnte die riesigen Eismassen nur von max. 600m entfernt bestaunen. Der Eindruck war trotz der Entfernung imposant.

Ich fuhr wieder zurück nach Franz Josef, da sich direkt hinter meinem Hostel ein Weg zu einer Höhle befand. Der Zugang war ganz unauffällig in einer Seitenstrasse und der Weg führte steil den Berg hoch. Am Ende angekommen offenbarte sich mir ein Eingang zu einem Stollen, welcher knöchelhoch mit Wasser gefüllt ist. Wie ich erfahren habe, diente dieser Stollen zum Betrieb eines Turbinengenerators. Das Wasser wurde durch den Berg umgeleitet und durch eine Leitung 600m den Berg runtergeschossen. Am Eingang des Stollens war ein Paar Gummistiefel platziert, welche aber so ausgetreten waren, dass ich lieber Barfuss da rein bin. Das Wasser war eisig kalt und wie ich feststellen durfte waren die Batterien in meiner Stirnlampe langsam aufgebracht. Ich habe dann mit dem iPhone ausgeholfen. Der Stollen war ca. 1.5m hoch und hatte eine kleine Neigung. Als ich ungefähr in der Mitte war, konnte ich keinen der Ausgänge mehr erkennen und um mich rum war absolute Dunkelheit. Und dann hörte ich ein Grollen im Berg. Ich hatte Angst, dass vielleicht ein Erdbeben den Ausgang verschütten könnte und somit bin ich ziemlich schnell zurückgelaufen.

Tunnel Eingang

Mitten drin

Ich bin dann weiter nach Hokitika gefahren und kam gerade nach Einbruch der Dunkelheit da an. Ich habe gelesen, dass es da eine Nische mit Glühwürmchen hat und so bin ich gleich  mal da hin. Die Nische war praktisch entlang des Highways und ich glaube, es war das erste Mal, dass ich Glühwürmer gesehen habe. Es war schön zu beobachten, wie mit der Zeit immer mehr kleine Lichter in der Wand erschienen sind.

Am nächsten Tag bin ich dann weiter über Greymouth nach Westport gefahren und habe auf dem Weg nach diversen schönen Stränden noch einen Halt bei den Pancake Rocks (Puahuawaiassauchnichtmehr) gemacht. Das sind Limestone Felsen aus dem Meer welche wie Pfannkuchen aufgeschichtet aus dem Wasser ragen. Zwischen den Felsen hats auch noch Blowholes wo die Wellen das Wasser durch Löcher im Fels drückt und es dann in einer Fontäne herausspritzt.

Pancake Rocks

In Westport gabs nicht viel zu sehen und so habe ich mich in das rund 100km entfernte Karamea aufgemacht. Karamea ist etwa so gross wie Hintertupfikon und liegt völlig isoliert am nördlichen Ende der Westküste. Aber von da zeigt eine Schotterpiste ab, welche zu einer gigantischen Arche und diversen Höhlen führt. Nach gut einer Stunde Fahrt auf der einspurigen und kurvigen Waldstrasse kam ich zu den Höhlen, welche sich ziemlich verdeckt im Dickicht des Regenswalds befanden. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet, beim Informieren las ich nur Höhle und wusste, dass ich da hin will. Die Erste der beiden Caves war ungefähr kopfhoch und sandig. Über dem Sand lag eine Schicht Erde, welche völlig aufgebrochen war, wie man es von den Bildern aus Afrika kennt. Die Höhle verjüngte sich stets in den Dimensionen und schlussendlich lief sie kegelförmig aus.

Immer schön der Sonne nach

Höhlenforscher

Die zweite Höhle war komplett anders und sicher 5-7m hoch und ca. 12-15m breit. Von der Decke hingen Tropfsteine und es war feucht. Ich konnte etwa 10 Minuten in sie hineingehen, ehe ich das Ende erreicht hatte. Auf dem Rückweg folgte ich noch einem anderen Weg, welcher zu einer riesigen Arche führte. Der Pfad führte entlang eines blutroten Flusses, gesäumt mit weissen Felsen. Das Rot kam von dem extrem eisenhaltigen Wasser und der Fluss schlängelte sich leuchtend rot durch das dichte Grün des Regenwaldes. Es war bezaubernd. Nach gut 40 Minuten kam ich zu der Arche. In etwa 100m Höhe ragte eine Felsbrücke und verbindet zwei etwa 50m entfernte Felsen. Unmittelbar hinter dieser Brücke floss der Fluss durch die unglaubliche Oparara Arch. Die Arche ist 200m lang, 49m breit und 37m hoch und leicht gebogen, so dass man nur einen Teil des anderen Ausgangs sehen kann. Doch das Bild von dem braunroten Fluss, den weissen Steinen an seinem Ufer den Tropfsteinen von der Decke der Arche und das quer einfallende Sonnenlicht am anderen Ende, welches einen kleinen Regenbogen um den winzigen Wasserfall erzeugte war unglaublich schön.

Ich fuhr also wieder zurück nach Westport und am nächsten Tag zur Nordküste rund um den Abel Tasman Nationalpark. Ich wollte eigentlich den Abel Tasman Park bewandern, doch das Wetter war eindeutig zu schlecht für eine mehrtägige Wanderung. Ich bin also hoch zur Golden Bay und habe nach einem wunderschönen Sonnenuntergang mal wieder frei am Wasser geschlafen. Die nächsten zwei, ebenfalls verregneten Tage verbrachte ich in Nelson und fuhr dann mit der Fähre zurück nach Wellington.

Ich hatte eine super Zeit auf der Südinsel von Neuseeland, sehr viel Natur gesehen und liebe Menschen und Mitreisende kennen gelernt. Ich bin mittlerweile wieder in Wellington, bei der Freundin ausgezogen, verkaufe mein Auto und plane meine Weiterreise nach Indonesien. Lange wird’s wohl nicht mehr gehen und ich berichte wieder von Bali. Alles Gute von Neuseeland.

Drüben im Süden

Achtung, es hat gleich 2 Updates gegeben:)

 

Frühmorgens an einem stürmischen Tag fuhr ich zum Fährhafen und wartete im Regen, bis ich auf die Fähre auffahren konnte. Die dreieinhalbstündige Fahrt hat mich gut 120.- gekostet und führte von Wellington durch einige verwinkelte Fjorde nach Picton, der Hafenstadt im Norden der Südinsel. Die Überfahrt war trotz der stürmischen See erträglich.

Auf der Südinsel angekommen habe ich gleich zwei Backpacker mitgenommen, die die Südinsel zu Fuss und per Autostopp erkunden. Die Route führte über eine Küstenstrasse nach Kaikoura. Ich habe gelesen, dass es auf dem Weg dazwischen einen kleinen Bach mit Wasserfall gibt, wo eine Seehundkolonie zu Hause ist. Wir hätten denn Abzweiger fast verpasst, aber kurz darauf wanderten wir den zwei Kilometer langen Weg entlang des Bachs bis zum Wasserfall. Kurz nach dem Loslaufen kam und ein Pärchen entgegen und meinte da wären gut 60-70 Junge beim Wasserfall oben. Gerade als sie dies sagte, sahen wir zwei junge Seehunde im Wasser spielen. Auf dem Weg begegneten uns sicher an die 20 Tiere, die zum Teil einfach nur faulpelzten oder sich mit den anderen neckten. Es war einmalig!! Noch nie hatte ich überhaupt einen Seehund in freier Natur gesehen und da wurde ich gleich überschwemmt. Die Kinnlade fiel uns allen dann aber am Wasserfall runter. Es war ein Gewusel sondergleichen, die jungen Seehunde spielten, sprangen und kämpften in der Lagune unter dem brausenden Wasserfall. Ein weiterer Teil der Herde robbte am Land unruhig umher oder gönnte sich einen erholsamen Schlaf. Wir waren verzaubert!

Auf dem Rückweg führte sich dann ein Junges als Hund auf und hat mich auf Schritt und Tritt begleitet, bis dann zu viele Leute da waren und es sich in Sicherheit brachte.

Kaikoura ist die Wal-Stadt der Südinsel. Aufgrund seiner tiefen Canyons, die bis zum Land hinreichen wohnt in den Gewässern vor Kaikoura eine Schule Pottwale. Die Wale sind zum Teil von Land aus erkennbar, der Tourismus ist jedoch auf Whale watching eingestellt, ob per Flugzeug, Boot oder Kayak. Ich habe es von Land aus versucht, doch leider keine Wale gesehen. Dafür bin ich dann auf der Halbinsel vor der Stadt rumgewandert und habe unzählige ausgewachsene Robben gesehen. Es ging so weit, dass die Robben sogar im Weg lagen und ich sie verscheuchen musste. Nach dieser halbtägigen Wanderung bin ich dann noch ein bisschen weiter in den Süden gefahren und habe an einem einsamen Strand inmitten von Kühen mein Auto hingestellt und genächtigt.

Kaikoura peninsula

Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang fuhr ich weiter nach Christchurch. Die Stadt wurde zu grossen Teilen von mehreren Erdbeben demoliert und fast das ganze Stadtzentrum wurde dem Erdboden gleichgemacht und befindet sich nun im Aufbau. Das Zentrum hat sich gegen Westen verschoben und das kulturelle Leben findet nun auf der anderen Seite des weitläufigen Parks und Botanischem Garten statt. Nach einer Nacht im Hostel und zwei weiteren in der Garage eines Couchsurfers zog ich weiter in Richtung Dunedin. Auf dem Weg dahin befinden sich die Moeraki Boulders, das sind kugelrunde Findlinge, die zerstreut am weiten Strand rumlagen. Just als ich da war hat es zu schneien begonnen und ich traute meinen Augen nicht. Ein Schneesturm am Strand ist nicht das höchste der Gefühle, aber dadurch wurde die Atmosphäre um die Steine wunderschön. Der Himmel hat sich kurz darauf geklärt und ich kam noch zu Sonnenschein-Photos der Boulders.

 

In Dunedin dann wurde es heftig. Schnee und Hagel überall, die Strasse war weiss und mit einer 5cm Schicht Hagelkörner bedeckt. Ich hab mich schleunigst ins Hostel aufgemacht, bei dem Wetter wollte ich nicht im Auto schlafen. In Dunedin habe ich 2 Tage verbracht und mir die Stadt und Umgebung angeschaut. Bis jetzt ist das wohl mein Favorit, kulturell und baumässig.

Ich fuhr dann den Umweg der Küste entlang und lief am Nugget Point zu dem wunderschönen, kleinen Leuchtturm. Unterwegs habe ich mal wieder einen Backpacker aufgelesen und zu zweit sind wir den südlichsten Punkt der Südinsel angefahren. Der Ort hat mich ein wenig an den südlichsten Punkt Hawaii’s erinnert, die Küste war schroff und steil, die Landschaft grasig und unwirtlich. In Invercargill dann habe ich Ihn beim Hostel abgesetzt und wollte zum Campingplatz fahren als plötzlich ein Auto in mein Heck krachte. Beiden Fahrern ist zum Glück nichts passiert, aber ich habe dennoch einen Blechschaden unter der Stossstange und musste mich dann noch um das Versicherungstechnische kümmern. Reparieren lass ich dann in Wellington, das würde wohl zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Zudem war es das Wochenende um den Geburtstag der Königin und die meisten Garagen hatten ein langes Wochenende. Ich war ziemlich übel gelaunt, da selbst mit Reparatur der Verkauf des Autos nun erschwert wird. Aber so ist es halt. Adele meinte, dass ich halt einfach kein Glück mit Autos habe.

 

Ich bin dann weiter entlang der Südküste gefahren und als es wieder aufwärts ging, hab ich mich an einen gratis Camping an einem einsamen See stellen wollen. So einsam, wie gedacht war es dann doch nicht und da waren noch zwei andere Camper und ein Typ, der gerade sein Jet-Boot gewassert hatte. Nach einem kleinen Gespräch mit dem Typen habe ich mich dann auf das Boot eingeladen und wir sind in der Abenddämmerung über den See gebraust bis wir das Boot in einem Fluss anlandeten. Meine Aufgabe war erst mal ein Feuer zu machen, was mit triefend nassem Holz vom Dickicht schwieriger war als gedacht, aber die Jungs hatten einen Kanister Diesel mit von dem ich reichlich Gebrauch machte. Das Feuer brannte schlussendlich und ich ging auch fischen. Leider haben wir nur 2 Fische gefangen (ich habe keine Ahnung aber sie waren ziemlich gross und sahen ein bisschen aus wie eine Forelle), welche sie für das Jagdtournier brauchten. Das Tournier ging über das ganze Wochenende und jeder musste einen Hirsch, ein Wildschwein und ein Fisch jagen. Die Grössten Fänge gewinnen. Die Typen haben jedoch mitgedacht und Würstchen, Fischburger und Bier mitgebracht und so hatten wir einen geselligen Abend bis das Wetter sich verschlechterte und wir zurück gefahren sind.

 

Dann gings nach Queenstown, doch das Wetter war ziemlich schlecht und ich bin nach einer Nacht in der Adventure-Stadt, die mich ein bisschen an St. Moritz erinnerte, weiter über den Haast Pass nach Haast gefahren. Der Pass ist nur 500m über Meer, aber dennoch zieht er sich über knappe 80km. Das Wetter war nun richtig mies und Regen klatschte ohne Pause gegen meine Scheiben. In Haast kam dann auch noch der Wind dazu und ich wollte nicht schon auf den Holiday Park fahren und ging trotz des Sturmes auf die Küstenstrasse Richtung Süden. Die Küstenstrasse führte aber mehr durch einen gigantischen Waldstreifen entlang der Küste und die Wipfel der Bäume haben sich im Wind gebogen. Ich fuhr, bis ich vor mir einen Baum umfallen sah, als mir klar wurde, dass ich wohl besser wieder umkehrte. Doch unweit nach meiner Wende fiel ein riesiger Baum vor mir quer über die Strasse. Ich war eingeschnitten. Glücklicherweise befand ich mich in einem eher ländlichen Gebiet und einer der Fahrer, die nach und nach eintraffen, hatte eine Kettensäge dabei. Der Stamm wurde zerschnitten und die einzelnen Teile in den Strassengraben gerollt. Nach gut einer Stunde, einer kaputten Kettensäge und zwei gerissenen Abschleppseilen später war die Durchfahrt wieder frei und ich fuhr auf den Campingplatz.

 

Heute war das Wetter dann ein bisschen besser und ich bin den halben Haast Pass nochmals gefahren, denn die Wasserfälle da waren wunderschön und kamen im gestrigen Regen nicht ganz so zur Geltung. Weiter bin ich dann noch durch den Regenwald an einen einsamen Strand gelaufen und habe die Natur bewundert. Im Moment bin ich in Franz Josef und werde morgen auf den gleichnamigen Gletscher gehen, sofern das Wetter einigermassen mitspielt.

 

So, und das ist jetzt genug geschrieben. Ich melde mich wieder, wenn es was zu melden gibt.

 

PS: Es wird kälter, die Kühe ziehen schon in den Stall