Vodka und Birken

Ich fliege von Zürich mit Air Baltic via Riga nach Moskau. Trotz meinen Bemühungen im Erlernen der kyrillischen Schrift stosse ich auf erste Probleme, doch eine freundliche Familie hilft mir auf die richtige Metrolinie zu gelangen. Das vorgebuchte Hostel befindet sich nur einen Katzensprung vom Roten Platz und dem Kreml entfernt. 
Am nächsten Tag besichtige ich gemeinsam mit dem jungen Dänen Niklas den Kreml und seine Kirchen. Die hohen roten Mauern des Kremls sind von weit her sichtbar und die St. Basil Kathedrale mit ihren farbenprächtigen Zwiebeltürmen steht einsam auf dem Roten Platz – welcher entgegen der Vermutung nicht Rot ist. Der Kreml ist das einstige Stadtzentrum mit Kirchen aus dem 13. Jahrhundert und dem heutigen Regierungsgebäude. Präsident Putin, so wurde ich belehrt, residiert allerdings nicht innerhalb dieser geschichtsträchtigen Mauern. Mit der Schatzkammer und der einmaligen Diamanten-, Gold- und Schmuckexhibition schliessen wir unseren Besuch ab. Abends treffe ich mich mit Masha, einer ehemaligen Windsurflehrerin, die ich aus meiner Zeit in Ägypten kenne. 
Ich möchte nicht weiter auf die durch den Vodka verursachten Blackouts, den Handyverlust und das Moskauer Nachtleben eingehen, aber das Wässerchen, so die direkte Übersetzung, hinterlässt immerhin keinen schweren Schädel am nächsten Morgen. 
Strafnaja bedeutet so viel wie “Straftrinken”, wenn man eine Runde ausgesetzt hat, zum Beispiel durch den Besuch der Toilette, wie ich am eigenen Leibe erfahren muss 🙂

Ich spule vor zum Tag unserer ersten Etappe mit der transsibirischen Eisenbahn. In der Zwischenzeit ist auch meine Reisebegleitung Katharina eingetroffen.
Wir finden uns zeitig am Bahnsteig 3 des Moskauer Yaroslavskaya Bahnhofs ein und treffen auf eine Vierergruppe Holländer fortgeschrittenen Alters. Wie sich herausstellt, werden die sympathischen Herren unsere Begleitung bis Irkutsk im Nachbarsabteil. Wir reisen zweite Klasse und nisten uns im gemütlichen Vier-Bett-Abteil ein. Die Angst, dass noch weitere Personen zusteigen und uns den Platz im Abteil streitig machen, erweist sich im Nachhinein als unbegründet und wir reisen sozusagen mit dem Komfort der ersten Klasse. 



Wagen 15, Moskau – Ulaan Baatar

Die Strecke führt in 3 Tagen und 4 Nächten durch die südliche Taiga, über den Ural und die europäisch-asiatische Grenze bis ins 5153km entfernte Irkutsk am Baikalsee.
Begleitet werden wir von zwei Schaffnern, welche stets für heisses Wasser im Samowar sorgen und neue Gäste entsprechend in ihre Abteile einweisen. 
Die Landschaft entlang der Strecke ist die ersten 2000km wenig abwechslungsreich. Wir sehen hauptsächlich einen Teil des weltweit grössten Waldes mit seinen Buchen, Fichten und Tannen. Danach lichtet sich der Wald etwas und schafft Platz für Sümpfe, Moore und Schilffelder. Doch die Bäume bleiben unsere steten Begleiter. Die kleinen Dörfer bestehen aus wenigen heruntergekommenen Häuser, deren Bewohner anscheinend grossen Wert auf die Fensterläden legen, welche als einziger Farbtupfer in einem satten Blau oder Grün entgegen leuchten. Weiter im Osten findet man vermehrt Zeichen der Zivilisation. Die Häuser bestehen aus angebranntem Holz und strahlen eine düstere Stimmung aus. 



Wagen mit den einzelnen Abteilen

Die Hygiene in den Zügen ist ausreichend, doch eine Möglichkeit zu duschen besteht nicht und so muss man sich mittels Katzenwäsche aushelfen. An den Bahnhöfen, wo meist ein Stopp von ca. 20 minütiger Dauer eingelegt wird, hat es viele kleine Verkaufsstände mit den nötigsten Lebensmittel. Wir haben uns vor der Reise mit Lebensmittel eingedeckt und ernären uns hauptsächlich mit Nudelsuppe, Crackern und kalten Platten (K. hat Landjäger und Salami aus der Schweiz mitgenommen).



Blick aus dem Zug

Da wir noch nicht in Irkutsk angekommen sind und ich diesen Text im Zug vorgefertigt habe, widme ich mich nun wieder unseren Hauptbeschäftigungen: Aus-dem-Fenster-gucken, verschwommene Fotos knipsen, Schlafen und Essen. 



Bäume, Bäume und noch mehr Bäume…

Der nächste Blogeintrag wird sich mit dem Baikalsee und der Reise in die Mongolei befassen.

Wir waren in der Zwischenzeit schon auf der Olchol Insel, aber ich mag gerade nicht schreiben. Der Vodka ruft…:-)